Sonntag, 25. Februar 2007

"die dürfen alles"

Liebe Partyanimals,

was raucht auf der Bühne obwohl Rauchen verboten ist? Bei wem klebt der Boden vom Bier? Wer verdient das Attribut "Rockstar" wirklich und ist 20 cm von mir entfernt vorbeigegangen? Die guys von Turbonegro haben ihrem Ruf alle Ehre gemacht! Die Helden der norwegischen Musikkultur haben gestern das volle Huset gerockt. Aufgrund meiner Allgemein- und Vorbildung konnte ich mitreden als ich wiederholt gefragt wurde, ob die Jungs auch in Deutschland bekannt wären. Macht ihr Witze? Die haben bei uns die größte Fanbase außerhalb Norwegens und nicht umsonst gibt es die "Turbojugend", die ihre Fanartikel wiederum offensichtlich bis nach Gjövik exportiert.

Andererseits war das fast ein Heimspiel für Turbonegro, denn einer der Gitarristen kommt aus Hamar. Wer beim blog-lesen aufgepasst hat, weiß, dass das hier um die Ecke ist. Und als wäre das nicht genug, haben wir gestern "Happy Birthday" gesungen, weil die Band auf den Tag genau 10 Jahre alt geworden ist - die übrigens auch auf der Bühne aussah wie auf dem obigen Bild. Ja, man muss sich nur zu beschäftigen wissen.
Das haben sich auch die Einheimischen und Zugereisten gesagt und sind aus ihren Löchern gekrochen. Sieht man sonst nach 5 nie irgend jemanden auf der Straße war gestern Partyalarm angesagt und das Bier floss in Strömen. In die Kehlen, über den Köpfen und auf den Boden. Letztendlich war ich überall nass: ich hatte Bier in den Haaren, auf den Armen und in (!) der Hose. Mal wieder dankte ich Mutti und mir selbst in Konzert taugliche Winterschuhe investiert zu haben, denn schon auf dem Weg zur Bar sind mir drei besoffene Norweger auf den Fuß getreten - von der hüpfenden Menge ganz zu schweigen.

Eigentlich wollte ich einen Kaffee trinken, den es während der UKA zum halben Preis gibt, weil einer der Sponsoren eine Kaffeebar ist. Aber es war zu voll...sagte man mir... Die Mädels hinter dem Tresen plus Bruno machten sowieso einen leicht überforderten Eindruck, was aber nicht zugleich bedeutete, dass sie es auch eilig hatten. Jedenfalls habe ich auf diese Weise (laaaange wartend) gleich mehrere neue Bekanntschaften gemacht, die nicht unbedingt ernst zu nehmen sind, da es sich vornehmlich um betrunkene Norweger handelte, die alles und jeden vollquatschen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.
Darunter aber auch Willi alias Wilhelm Alexander aus Berlin (!), der ein St.Pauli Kapuzenpulli trug und Turbonegro schon in "deren Clubhaus" hat spielen sehen - als ich ihn fragte, ob er angeben will oder so... Das nur nebenbei für die Die-Welt-ist-ein-Dorf-Quote :-)
Und die norwegischen Jungs aus meinem Seminar haben sich sogar auch mit mir unterhalten. Kriegen sie im wirklichen Leben nicht den Mund auf, sind sie die besten Freunde und Entertainer, sobald sie ein paar Bier intus haben. "Wie? Du rauchst nicht? Alle Deutschen rauchen!" Nein, ich will nicht mit euch vor die Tür, mich vollqualmen lassen, frieren und Schnee im Gesicht haben!

Außerdem stand während des Konzerts "Michi in 10 Jahren" neben mir - in echt. Der Typ war Journalist und hatte solche Ähnlichkeiten mit Michi (abgesehen vom Dreitagebart) dass ich dachte, das wäre sein großer Bruder. Komisches Gefühl...

Zum Abschluss gab es - wie sich das für ein ordentliches Rockkonzert gehört - fast noch eine Schlägerei. Ein Typ, der aussah wie ein Stier, und sich auch so verhielt, machte einen kleinen Aufstand und wurde schließlich von fünf Polizisten niedergestreckt und abgeführt. Nichts für schwache Nerven, denn das Pfefferspray hatten sie schon im Anschlag und der Typ stand quasi direkt vor der Garderobe - also kein Vorbeikommen... Es hat eine Weile gedauert bis man ihn überzeugt hatte, dass er besser mit seinen Freunden und Helfern nach Hause fährt. Während des Wartens wären Katharina und ich fast am Boden festgeklebt, entschlossen uns dann aber doch uns lieber durch die Nacht und den Schneesturm Richtung Bett aufzumachen.

PS: Es schneit...

Keine Kommentare: