Mittwoch, 28. Februar 2007

good news everyone

Liebe Partizipanten,

ich lebe noch und bin der Hoelle noch mal knapp entronnen, was vielleicht daran liegt, dass es wieder schneit?! Aber wissen tu ich's nicht. Doch ein halber Meter spricht fuer sich...

Also, nach einer relativ schlaflosen Nacht habe ich heute Morgen schnell in der Bibo meinen Plan fuer das Projekt ausgedruckt und meinem Lehrer gegen 10 Uhr vorgelegt. "Ach? Wir hatten eine Verabredung?" Ja! Damit der Wahnsinn ein Ende hat! Und: er hatte ein paar Ergaenzungen und Hinweise, ABER Er! Hat! Es! Abgenickt! Hurray! Da Webdesign und Barrierefreiheit immer noch ein weites Feld sind, habe ich ihn gleich mal vorsichtig gefragt, wie viele Seiten ich eigentlich schreiben soll. Er hat mir vorsichtig geantwortet, dass er mit so was immer vorsichtig ist, denn es kommt ja darauf an, was auf den Seiten draufsteht. Recht hat er! Dennoch klingen 15-20 Seiten schaffbar und nicht mehr nach der Dimension einer Masterarbeit, auch wenn man das aus dem Thema immer noch schliessen koennte. Egal. Ich bin froh. Und ich soll ihm hin und wieder Leseproben schicken damit die Sache nicht schiefgeht. Einerseits ist das gut. Andererseits zusaetzlicher Druck. Aber den scheine ich zu brauchen...sonst passiert hier ja nichts...

Als ich schon in der Tuer stand meinte er, wir muessten bei Gelegenheit auch ueber einen Termin fuer die Abgabe sprechen, weil sich danach der Termin fuer das Exam richtet. Wie jetzt, exam? Ach, nur so eine kleine muendliche Pruefung von 20 Minuten in der er sehen will, ob ich verstanden habe, was ich in meiner schriftlichen Arbeit gemacht habe (ganz allgemein: Webseiten auf ihre Tauglichkeit testen). Mir bleibt auch nichts erspart...

Und damit damit das Mass auch richtig voll ist und ich noch was fuer's Leben lerne gebe ich mir jetzt eine Runde: Snakker du norsk, mache die Praesentation fuer morgen fertig und stelle mich danach seelisch und moralisch darauf ein, ein Wochenende lang NICHTS zu tun.

Dienstag, 27. Februar 2007

norwegian way of life

Liebe Stubenhocker,

gestern war es so weit, der big day out stand an und die ganze Mannschaft ist am Nachmittag gesammelt mit dem Bus nach Lillehammer gefahren. Natürlich hat es wieder geschneit, aber entgegen meiner Befürchtung war die Strecke nur halb so schlimm und mir ist zum Glück nicht wieder schlecht geworden. Im Bus konnte ich sofort mit meinen frisch gelernten Brocken Norwegisch glänzen, denn ich habe einen Mann gefragt, ob der Platz neben ihm noch frei wäre. Er befreite diesen sofort von seinem Gepäck und sagte auf Deutsch, dass er auch Deutsch reden könne :-)
Lillehammer selbst scheint - so viel bzw. wenig ich in der Dunkelheit und dem Schneetreiben gesehen habe - eine sehr schöne kleine Stadt zu sein mit vielen alten Häusern und ist im Gegensatz zu Gjövik zudem mit einer langen und breiten Einkaufsstraße ausgestattet.


Bei "Bowling 1" haben wir uns mit den anderen Austauschstudenten und deren "Buddies" getroffen, so dass wir letztendlich an die 40 Leute waren und den halben Betrieb aufgehalten haben. Erst mal gab es Pizza für alle. Auf dem Tisch, an dem ich mit Bara, Ondroj und zwei Norwegerinnen saß, stand eine "Pizza Peperoni" - mit Salami und Ananas belegt. Was ist falsch an diesem Bild? Finden Sie die Fehler!
Hafez und ich haben die Zähne zusammengebissen, die Salami runtergepult und sind nicht vom Stuhl gefallen... Hafez hat sich nur später zu Hause noch eine Pizza Mozzarella in den Ofen geschoben, wie er mir heute gestand.

Anschließend gab es das schon gewohnte Desaster beim Bowling - ich war die Letzte in unserer Gruppe. Das ist definitiv nicht mein Sport! Aber als ich mich später beim Kickern revanchieren wollte, gab es noch ein Desaster hinterher. Vielleicht lag es daran, dass die Männchen vor dem Tor zu dritt waren?! (Wo ist der Fehler in diesem Bild?) Andererseits ging es in beiden Fällen auch nicht wirklich ums Gewinnen sondern um die allgemeine Belustigung... Auf dem Bild rechts von mir sitzt übrigens die Nr.2 des international office namens Bente.

Und selbst die war noch steigerungsfähig: Gegen 20.45 Uhr brachen wir auf, um den Rest der Truppe im Studentenhaus abzuholen. 21.15 Uhr fuhr der letzte Bus zurück nach Gjövik. 21.05 Uhr stellte Hafez fest, dass er sein Handy unterwegs verloren hatte. Also sind wir den Weg zum Bowlingcenter noch mal zurück gerannt und Katharina hat die ganze Zeit versucht bei ihm anzurufen. Irgendwann auf der Hälfte des Weges ging jemand ran und wir standen zum Glück fast vor der Frau, die das gute Stück gefunden hatte. Den Bus haben wir noch erwischt, so dass am Ende alles gut war.

Neue Aufregung gab es gleich heute. Die Brandmelder im Haus haben Alarm geschlagen. Die Feuerwehr gab aber nach wenigen Minuten Entwarnung, denn vermutlich war es nur wieder eine vergessene Pizza, die uns artig hat nach draußen gehen lassen. Da es zur Dinner-Zeit war, kommt eigentlich auch kaum ein anderer Grund in Frage. Ich frage mich nur, was passiert, wenn es wirklich brennt?

Wie in der Hölle fühle ich mich aber sowieso schon, denn bis morgen früh muss die neue Gliederung für mein Projekt fertig sein. Die treibt mich in den Wahnsinn und hat mich mindestens den halben Tag gekostet. Inzwischen "hab ich da mal was vorbereitet", zwischen Bibo, lesen, schreiben, nach Hause gehen, Päckchen bei der Post und Kuchenform bei Katharina abholen, auf die Feuerwehr warten, kochen und essen, mache mich aber auf das Schlimmste gefasst. Wobei: hatte ich nicht schon letzte Woche gesagt, mir könnte nichts passieren? Mir passiert IMMER irgendwas. Ich glaube, das nennt man dann Leben?! In diesem Fall total adaptiv und irgendwie norwegian...jaja, schon voll geschädigt...

By the way: Wow, Woche 8 - schon fast 2 Monate hier - klingt gut. Und übermorgen bekomme ich endlich Besuch :-)

Sonntag, 25. Februar 2007

"die dürfen alles"

Liebe Partyanimals,

was raucht auf der Bühne obwohl Rauchen verboten ist? Bei wem klebt der Boden vom Bier? Wer verdient das Attribut "Rockstar" wirklich und ist 20 cm von mir entfernt vorbeigegangen? Die guys von Turbonegro haben ihrem Ruf alle Ehre gemacht! Die Helden der norwegischen Musikkultur haben gestern das volle Huset gerockt. Aufgrund meiner Allgemein- und Vorbildung konnte ich mitreden als ich wiederholt gefragt wurde, ob die Jungs auch in Deutschland bekannt wären. Macht ihr Witze? Die haben bei uns die größte Fanbase außerhalb Norwegens und nicht umsonst gibt es die "Turbojugend", die ihre Fanartikel wiederum offensichtlich bis nach Gjövik exportiert.

Andererseits war das fast ein Heimspiel für Turbonegro, denn einer der Gitarristen kommt aus Hamar. Wer beim blog-lesen aufgepasst hat, weiß, dass das hier um die Ecke ist. Und als wäre das nicht genug, haben wir gestern "Happy Birthday" gesungen, weil die Band auf den Tag genau 10 Jahre alt geworden ist - die übrigens auch auf der Bühne aussah wie auf dem obigen Bild. Ja, man muss sich nur zu beschäftigen wissen.
Das haben sich auch die Einheimischen und Zugereisten gesagt und sind aus ihren Löchern gekrochen. Sieht man sonst nach 5 nie irgend jemanden auf der Straße war gestern Partyalarm angesagt und das Bier floss in Strömen. In die Kehlen, über den Köpfen und auf den Boden. Letztendlich war ich überall nass: ich hatte Bier in den Haaren, auf den Armen und in (!) der Hose. Mal wieder dankte ich Mutti und mir selbst in Konzert taugliche Winterschuhe investiert zu haben, denn schon auf dem Weg zur Bar sind mir drei besoffene Norweger auf den Fuß getreten - von der hüpfenden Menge ganz zu schweigen.

Eigentlich wollte ich einen Kaffee trinken, den es während der UKA zum halben Preis gibt, weil einer der Sponsoren eine Kaffeebar ist. Aber es war zu voll...sagte man mir... Die Mädels hinter dem Tresen plus Bruno machten sowieso einen leicht überforderten Eindruck, was aber nicht zugleich bedeutete, dass sie es auch eilig hatten. Jedenfalls habe ich auf diese Weise (laaaange wartend) gleich mehrere neue Bekanntschaften gemacht, die nicht unbedingt ernst zu nehmen sind, da es sich vornehmlich um betrunkene Norweger handelte, die alles und jeden vollquatschen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.
Darunter aber auch Willi alias Wilhelm Alexander aus Berlin (!), der ein St.Pauli Kapuzenpulli trug und Turbonegro schon in "deren Clubhaus" hat spielen sehen - als ich ihn fragte, ob er angeben will oder so... Das nur nebenbei für die Die-Welt-ist-ein-Dorf-Quote :-)
Und die norwegischen Jungs aus meinem Seminar haben sich sogar auch mit mir unterhalten. Kriegen sie im wirklichen Leben nicht den Mund auf, sind sie die besten Freunde und Entertainer, sobald sie ein paar Bier intus haben. "Wie? Du rauchst nicht? Alle Deutschen rauchen!" Nein, ich will nicht mit euch vor die Tür, mich vollqualmen lassen, frieren und Schnee im Gesicht haben!

Außerdem stand während des Konzerts "Michi in 10 Jahren" neben mir - in echt. Der Typ war Journalist und hatte solche Ähnlichkeiten mit Michi (abgesehen vom Dreitagebart) dass ich dachte, das wäre sein großer Bruder. Komisches Gefühl...

Zum Abschluss gab es - wie sich das für ein ordentliches Rockkonzert gehört - fast noch eine Schlägerei. Ein Typ, der aussah wie ein Stier, und sich auch so verhielt, machte einen kleinen Aufstand und wurde schließlich von fünf Polizisten niedergestreckt und abgeführt. Nichts für schwache Nerven, denn das Pfefferspray hatten sie schon im Anschlag und der Typ stand quasi direkt vor der Garderobe - also kein Vorbeikommen... Es hat eine Weile gedauert bis man ihn überzeugt hatte, dass er besser mit seinen Freunden und Helfern nach Hause fährt. Während des Wartens wären Katharina und ich fast am Boden festgeklebt, entschlossen uns dann aber doch uns lieber durch die Nacht und den Schneesturm Richtung Bett aufzumachen.

PS: Es schneit...

Samstag, 24. Februar 2007

schnee für immer

Liebe Ungläubige,

believe it or not - es schneit immer noch / wieder mal. Und mal wieder sehe ich weiß bzw. Schneeräum - und Streufahrzeuge im Dauereinsatz. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wie hier jemals Frühling werden soll und glaube den Gerüchten, die besagen, dass auch zu Ostern noch Schnee liegt. Unsere Paten rechnen offensichtlich auch damit, denn für den 24. März ist ein outdoor-activity Tag im Schnee und in der Nähe von Hamar angesagt. Von wegen: nach der "uka" passiert nicht mehr viel... So lange es Schnee gibt geht anscheinend so einiges!

Ich gehe derweil fast auf dem Zahnfleisch und versuche, zum einen nicht zu einer Rotznase zu werden (jaja, bin ich schon...) sowie nicht doch noch in Winterdepressionen zu verfallen. Was zum einen damit zu tun hat, dass man immer und überall Schnee am und im Körper hat sobald man sich und sei es noch so kurz im Freien aufhält, und man sich außerdem irgendwie schlecht fühlt, wenn man die lustig tanzenden Schneeflocken vor dem Fenster betrachtet.

Aber was soll man sonst tun, wenn der teacher weiterhin "lesen" verordnet hat? Immerhin bearbeite ich zur Zeit meinen letzten Auftrags-Text, danach darf ich mich voll und ganz meinem selbst gewählten Thema widmen und darüber lesen und schreiben. Moment. Selbstgewählt? Naja, fast. Hatte ich gesagt, dass mir diesbezüglich nichts mehr passieren kann? Naja, fast. Als ich Rune am Mittwoch mein Thema präsentiert habe, hat er versucht, es mir mehr oder weniger schonend auszureden. Ich soll statt dessen lieber über etwas schreiben, was weniger mit Design und mehr mit dem Electronic Publishing Aspekt zu tun hat, schließlich sei das das Seminarthema. Ich war kurz vor'm Durchdrehen und habe ihm gesagt, dass er auch nicht weiß, was er will. Erst soll ich mich selbst um ein Thema bemühen, dann drückt er mir doch was auf's Auge, dass er spannend findet und bringt mich damit komplett aus dem Konzept, weil ich noch nie etwas davon gehört habe geschweige denn eine Ahnung habe nach was ich eigentlich suche. Immerhin hat er mir gestern eine Kompromiss E-Mail geschickt mit ein paar Links und Detailfragen und meinte, ich könnte meine Ideen ja als Grundlage verwenden. Ich habe jetzt schon keinen Bock mehr... Wie? Soll? Das? Erst? Mit? Der? Diplomarbeit? Werden?

Um trotzdem nicht vorzeitig aufzugeben, habe ich mich gestern bei Lidl mit motivierenden Lebensmittel wie Kräutertee, Honig und Gouda eingedeckt und zum Frühstück ganz vorbildlich Vitamine in Form von Obst aufgenommen. Da die Äpfel und Kartoffeln aber auch weiterhin nach nichts schmecken und aussehen habe ich eigentlich den Glauben daran bzw. den Versuch, sich auch in Norwegen gesund und ausgewogen zu ernähren zu können aufgegeben. Statt dessen passe ich mich ein wenig den Lebensgewohnheiten der Einheimischen an: das international office gibt am Montag nämlich einen aus. Nein, nichts zu trinken. Es gilt die Gleichung: Bowling + Pizza = Lillehammer

Außerdem steht heute Abend das Konzert mit Turbonegro an - falls ich das Huset nicht als tiefgefrorener Schneeball erreichen sollte. Das Bier, das ich das letzte Mal auf dem Weg zwischengelagert hatte war jedenfalls Eis -> hat das schon jemand erfunden? Und falls ich mich morgen Nachmittag (wieder) reden und mich bewegen kann, wollen wir unsere Präsentation für das Scientific Methodology Seminar zusammen schustern. Ich befürchte ja das Schlimmste...Gruppenarbeit ist 'ne Katastrophe mit mehr als zwei Leuten. Und dann auch noch auf Englisch. Aber die Anderen wollen das in 2-3 Stunden durchziehen. Schau'n mer mal!
Frode, der Lehrer, meinte, wir diskutieren das Ganze dann live im Seminar. Wir sollen uns Gedanken machen, was wir hätten besser machen können. Was meint er? Letzten Mittwoch hatte er uns noch für seine Verhältnisse über den grünen Klee gelobt und unsere Daten in sein tolles SPSS gehackt. Männer haben demnach mehr Schlüssel als Frauen, aber nicht signifikant, wir reden hier von 3 und 4 Schlüsseln im Durchschnitt. Die Schlüsselanzahl nimmt mit dem Alter zu und die Anzahl an Anhängern sinkt. Wer hätte das gedacht? Was will er mehr...?

Ich will jedenfalls mehr Beteiligung meiner Mitbewohner im Haushalt, denn nach wie vor bin ich die Einzige, die sauber macht und den Müll runterbringt. Das mit dem Klopapier kaufen haben sie nach einem Wochenende auf dem Trockenen schon mal verstanden. Allerdings bin ich mir auch nicht sicher, wie genau das Studentenwerk die (mangelnde) Sauberkeit kontrolliert und entsprechend abrechnet. Meine Verschönerungsversuche in der Küche haben die aber sabotiert. Ich hatte von dem Coffeeshop aus Hamar eine bebilderte Produktliste an den Schrank geklebt. Die lag am Donnerstag nach der Kontrolle im Müll... Wahrscheinlich wollen die gar nicht, dass man seinen Aufenthalt verlängert? Deshalb war das diesbezügliche Schreiben sicherlich in Norwegisch verfasst. Genau so wie meine Aufenthaltsgenehmigung, die gestern ankam.

Über "offene Arme" reden wir noch mal bei Gelegenheit...

Donnerstag, 22. Februar 2007

populärmusik aus gjøvik

Liebe Nachwuchstalente,

obwohl andere Personen hier im Haus den Ruf genießen, leicht zu überzeugen zu sein, habe ich mich gestern von Katharina spontan überzeugen lassen zum "Bandkveld" zu gehen - einem illustren Abend im Huset an dem Studentenbands aus der Region ihr Können präsentieren.

Zuvor hatte ich das meine im Norwegisch-Kurs gezeigt, mit der Lehrerin so was wie ein Gespräch im Bus improvisiert und damit natürlich zur Unterhaltung aller Anderen beigetragen. Wirklich erstaunlich, was man aus ein paar Vokabeln an Sätzen zusammenbasteln kann. Nur die Grammatik versuche ich nicht zu verstehen. Wenn ich's aber richtig verstanden haben, kann man Sätze wie im Deutschen bezüglich der word-order fast beliebig zusammenbauen. Heimvorteil. Nur das Buch verwirrt mich ein wenig. Die Erklärungen sind auf Norwegisch und Englisch und ich versuche sie anschließend ins Deutsche zu übersetzen. Wenn man nebenbei auch noch versucht dreisprachig zu reden, hört's eigentlich auf. Wobei das diese Woche fast Dauerzustand ist, denn es ist Besucher-Alarm angesagt. Florian hat seine zwei kleinen Schwestern aus Tirol zu Besuch, die alles andere als Hochdeutsch reden, außerdem ist Steffens Freundin da. Der Höflichkeit halber versuchen wir uns auf Englisch, wenn wir aber doch mal unter uns sind und Deutsch reden ist das sehr sehr merkwürdig. Um den Verlust an deutschem Textgut einzudämmen werde ich morgen als erste Maßnahme einen Ausflug zu Lidl machen...

Apropos Ausflug: gestern habe ich auch eine Einladung aus Lillehammer bekommen. Die Paten dort wollen für Mitte April einen Wochenendtrip nach Bergen (zweitgrößte Stadt Norwegens) organisieren und fragten, wer Interesse daran hätte 9 Stunden Bus mit ihnen zu fahren ;-)
Da habe ich selbstverständlich sofort "au ja, ich" gedacht. Wirklich... Ich hatte sogar schon überlegt, ob ich nach Semesterende dort allein hinfahre, um noch ein bisschen was vom Land zu sehen - insbesondere die Teile, die traumhaft sein sollen. Aber so...könnte ich im Juni direkt zurück kommen..., meine Mitbewohnerin vor einem Amoklauf bewahren, meiner amerikanischen Zwischenmieterin Manieren beibringen, meinem Freund auf die Nerven gehen etc.

Doch zurück zu den norwegischen Sitten und meiner Verwunderung darüber:

Punkt 1 - Obwohl die Hälfte der anderen internationalen Studenten heute Morgen in aller Frühe zu einem Skitrip aufbrechen wollte, waren wir entgegen anderer Erwartungen letztendlich 11 Leute, die sich gestern Abend gegen 9 zum Huset aufmachten.
Punkt 2 - Das Huset war fast leer. Spart da jemand für das Turbonegro-Konzert am Samstag?
Punkt 3 - Die eigentliche Tanzfläche war mit Tischen und Stühlen vollgestellt und Kerzen (wir erinnern uns: das Huset ist eine bessere Scheune) sorgten für so was wie eine heimelige (hyggelig) Atmosphäre.
Punkt 4 - Halb 11 startete die erste Band mit Heavy Metal...alle blieben auf ihren Stühlen sitzen, ertrugen ein dreiviertel Stunde lang den Lärm und klatschten anschließend begeistert...
Punkt 5 - Die angekündigte Big Band war nicht wirklich big sondern bestand aus zwei Gitarristen, einer Sängerin und einem Sänger, einer Saxophonistin und einem Schlagzeuger. Das elektronische Klavier war kaputt und wurde aus dem Verkehr gezogen. Die Musik war sehr sehr sommerlich.
Punkt 6 - Beim Johnny Cash Verschnitt war nur noch die Hälfte der Leute anwesend und ich fragte mich, ob er die Rausschmeißer-Songs spielen sollte. Er tat mir leid. Aber ich war auch müde.

Auf dem Rückweg hat es nicht mehr geschneit. Während ich schlief hat es aber wieder angefangen - die Dänen sollen sich nicht so anstellen! Hier gibt es auch Schneestürme. Zum Glück muss ich zur Abwechslung aber heute mal nicht durch die Kälte, den Schnee und den Wind. Der Frühling ist noch lange nicht in Sicht. Die knutschenden Pärchen wagen sich schon aber aus ihren Löchern...seufz...

Hier noch die Wettervorhersage für die nächsten Tage:

Dienstag, 20. Februar 2007

wann ist wieder sommer?

Liebe Frühblüher,

ich sehe schwarz für Euch! Hier hat es heute wieder geschneit und die Kälte alle Hoffnungen begraben, es könnte jemals Frühling geschweige denn Sommer werden. Wann ist endlich wieder Sommer? In anderen Teilen dieser Welt wird heute angegrillt!!! Und nein: das Bild zeigt keinen warm gewordenen Caipirinha. Wie hätte das Eis auch schmelzen sollen bei diesen Temperaturen? Ich habe nur mal meine Zimmerdekoration auf Trinktauglichkeit getestet. Ergebnis: naja...ein bisschen dünn und geschmacklich wie eine Wiese. Wenn der Sommer nicht von allein kommt, muss man ihn sich eben selbst machen. Oder zumindest versuchen zu improvisieren. Der Mensch lebt nicht von Kaffee allein. Obwohl das ein Latte Macchiato Glas ist, das ich von der Kantina geliehen habe...

Ich bin gleich bei Debora zu Pasta italienischer Art eingeladen - für mich "without meat" - und bin gespannt, was das zu bedeuten hat. Ich habe mich jedenfalls belehren lassen, dass der Brokkoli, den ich beisteuern wollte, in Kombination mit Pasta in Italien selten verwendet wird.

Auch der morgige Tag wir mehr oder weniger bedeutet. Erst habe ich wieder ein Gespräch mit meinem electronic publishing Professor - die 40 Seiten sind gelesen, ein Thema ist gefunden, eine Gliederung gemacht und von jemandem, der sich damit auskennt auch schon redigiert - was kann mir jetzt noch passieren? Nachmittags trifft sich der Scientific Methodology Dozent mit uns um unsere Daten der Schlüsselumfrage mit uns auszuwerten. (Letzten Donnerstag hat er uns in der Vorlesung mehrmals lobend erwähnt und anhand unserer Daten mehrere Dinge demonstriert...) Außerdem gibt es wieder ein Lektion in Norwegisch. Die Lehrerin versteht keinen Spaß und kein Englisch, das sind denkbar ungünstige Voraussetzungen, aber die drei kleinen und kommunikativen Belgierinnen sind auch ein Grund zur Freude - selbst beim 20. Mal "Hva heter du?". Insofern: es könnte alles schlimmer sein.

Montag, 19. Februar 2007

mir all sin kölle

Liebe Närrinnen und Narren,

was bin ich froh, dass ich weit weg bin und nichts mit Karneval oder Fasching zu tun habe. Offensichtlich gibt es hier immer genug andere Gründe zum Trinken, obwohl im Rahmen der "Uka" am Freitag auch ein Karnevalsabend statt findet. Was mich etwas wundert, denn wenn mich meine biologische Uhr nicht trügt ist am Mittwoch doch eigentlich alles vorbei? Die ticken wohl...ähh...anders?


Das Wetter beginnt auch schon zu machen, was es will. Am Samstag gab es Regen und Schnee, Matsch und Sonne bei ca. 0 Grad. Ein kleiner Vorgeschmack auf den Frühling? Ich wage es nicht, mir auszudenken, wie es aussehen wird, wenn tatsächlich alles taut. Auch da kann man sich nur wünschen, nicht dabei zu sein. Vorerst soll es aber noch ein paar kalte Tage geben. Da weiß ich wenigstens, was ich habe.
Die Sache mit dem Wetter habe ich auch nur erwähnt, weil es natürlich an dem Tag regnete, an dem ich vor die Tür gegangen bin. Ich hatte mich am Samstag mit Katharina in Hamar verabredet, das sich etwa 50 km von hier entfernt auch am See Mjösa befindet. Debora schloss sich kurzerhand an, denn die Alternative wäre gewesen mit den Jungs nach Lillehammer zur "Rally Norway" zu fahren. Dieses Motocross-Rennen ist letzten Donnerstag in Hamar gestartet und bescherte der Region vermutlich fast so viele Besucher wie zu Olympiazeiten. Halb Norwegen schien auf den Beinen zu sein, um eingehüllt in Skianzügen am Straßen- oder Waldrand zu stehen und Autos anzusehen. Auch das muss man nicht verstehen, habe ich mir sagen lassen. Der positive Nebeneffekt war, dass in der City von Hamar ein paar Stände aufgebaut waren, und es somit ein bisschen was zu sehen gab. Im Gegensatz zu Gjövik hielten sich auch nicht alle Passanten im Einkaufszentrum auf, sondern nutzten den Tag zu einem Schaufensterbummel durch die kleine Altstadt.
Zum Glück konnte ich Debora davon abhalten, Schuhe zu kaufen und statt dessen davon überzeugen einen Kaffee trinken zu gehen. Das fand auch Katharina gut, denn nach einer Stunde hatten wir eigentlich alles gesehen. Wir fanden eine kleine Kaffee- und Teebar in der wir uns einen Latte Macchiato genehmigten (4 €) und am Fenster sitzend erst mal die Woche auswerteten...

Danach zeigte uns Katharina noch das Stadion, das zur Olympiade errichtet worden war und die Form eines umgedrehten Wikingerschiffs haben soll - mit Fantasie - und wir liefen anschließend gleich weiter zur Wohnung ihres Freundes. Stellt Euch ein dänisches Wochenendhaus vor, dann wisst Ihr bescheid. Gegen 4 kam verspätet der Bus an mit dem wir zurück fahren wollten, weil er vermutlich nicht durch die Menschenmassen gekommen war. Als wir eine Stunde später Gjövik erreichten, hätten wir uns kollektiv am liebsten sofort übergeben, weil uns so schlecht war von der Kurverei. Wir haben's dann aber doch gelassen und sind statt dessen kurz im CC shoppen gegangen: Debora Winterschuhe und ich Nahrung, womit ich uns dreien am Samstag-Abend einen großen Topf Chili gekocht habe und mit drei Packungen Falafel-Mischung für Sonntag vorsorgte.

Gestern habe ich damit den Ernstfall geprobt. Ihr wisst schon: wer nichts wird, wird usw. Eine Frittenbudenküche hätte es nicht mit mir aufnehmen können! Zwei Pfannen mit in Öl schwimmenden Falafelbällchen haben ihre Spuren hinterlassen, sowie natürlich einen mal wieder überglücklichen Hafez.

Ich frage mich inzwischen, ob meine Hosen vom Trocknen im Trockner geschrumpft sind oder sich bei mir Schokolade zum Frühstück, Fett und Zucker bemerkbar machen, wobei ich das gar nicht so genau wissen will! Und solange ich meine Füße noch sehen kann ist sowieso alles gut.

Damit zurück zu "Hybrid Recommender Systems" und dem verzweifelten Versuch, eine halbwegs brauchbare Wirtschaftsinformatikerin zu werden. Oder vielleicht bin ich ja doch "born to cook"?

Mit anderen Worten: Kölle alaaf!

Freitag, 16. Februar 2007

rock 'n' rolling norge

Liebe Partymäuse,

ich kann heute nicht denken und habe Wortfindungsschwierigkeiten, deshalb nur kurz:
Das Uka-Eröffnungskonzert mit der norwegischen Live-Band Johndoe gestern Abend war der Knaller. Die vier Jungs haben das huset so richtig gerockt und die "Menge" aus ca. 80 Gästen (Traumverhältnisse, was den Platz und die Luft betrifft!) hat getobt.

Das könnte aber auch am Alkoholpegel gelegen haben. Gut geknallt hat nämlich auch der Vodka, den Deboras Freund letztes WE aus Italien eingeflogen hatte. Dementsprechend kichernd und albernd sind wir auf Plastiktüten den Berg runtergerutscht und waren schon nass bevor das erste Bier verschüttet wurde. Aber egal. Es hat Spaß gemacht!!! Und ich habe heute Muskelkater vom Tanzen!


So lassen sich das Grau und "Schnee von der Seite", der gerade fällt, ganz gut ertragen ;-)

Heute Abend bin ich außerdem bei Ondroj zu einem slowakischen Essen (irgendwas mit Kartoffeln) eingeladen. Mal sehen, ob ich bis dahin den Tag irgendwie sinnvoll nutzen kann?! Die Waschmaschine läuft. Immerhin ein Anfang!


Quark habe ich inzwischen auch gefunden. Der heißt hier "kesam" und wird mit 0,1 oder 1,5 (mager) oder 8 % Prozent [Fett] verkauft. Ob der sich auch für Gurkenmasken eignet? Da fragt Ihr am Besten meine Augenringe... Hauptsache: überlebt! Oder wie Debora sagen würde: "We already have a boyfriend."

Nachtrag: Der Quark hat überzeugt. Allerdings als Dessert.

Mittwoch, 14. Februar 2007

my home is my bibo

Liebe Buecherwuermer,

ich hab da mal was vorbereitet. Sechs Schinken ueber Usability Engineering, Graphics of Communications und How to make systems human centered. Koennt Ihr Euch da bitte durcharbeiten? Bis naechsten Mittwoch selbstverstaendlich. Ausserdem haette ich da noch ein paar PDFs sowie natuerlich die 40 Seiten nebenbei ueber User Modeling und User-Adaption Interaction. Ich nehme immer noch Themenvorschlaege und Seminararbeiten aus diesem Bereich entgegen.

Ja, das artet etwas aus! Ich fuehle mich wie ein Master (Theses) Student und bereite mich anscheinend bestens auf die Qualen der Diplomarbeit vor. Alle Anderen haben ganz unglaeubig gefragt, ob ich alle diese Buecher durcharbeiten will, die heute Mittag einen Stuhl fuer sich beansprucht haben.
Ja, selbstverstaendlich! Wie soll ich sonst die Welt erleuchten und der Wissenschaft meinen Tribut zollen? Und nein: Wikipedia ist keine passende Quelle! Gott sei Dank konnte ich den Stapel ueber Nacht bei Fabienne im Buero einschliessen und musste ihn nicht nach Hause tragen -> ich will auch ein eigenes Buero. Ich haette auch ein Fach mieten koennen. Gegen Bezahlung natuerlich.

Immerhin konnte ich auch heute wieder auf alle textspezifischen Fragen antworten, was beweist, dass ich irgendwelche Fortschritte mache, auch wenn ich mir die faulen Zeiten in PB zurueckwuensche. Ich habe aber den Verdacht, dass das nur meine verklaerte Erinnerung ist. Oder wann hatte ich das letzte Mal zu Hause keinen Stress, keine Hummeln im Po, nichts zu tun? Da faellt mir nur der Sommerurlaub ein, der im letzten Juli war. Danach habe ich fast ausschliesslich darauf hingearbeitet, dort hin zu kommen, wo ich jetzt bin.

Ausserdem laesst sich das Elend in der Bibo ganz gut ertragen. Es gibt immer (!) freie Computer, grosse Fenster und freundliches (!) Personal auf Socken (!). Unglaublich finde ich es ausserdem, dass jeden Tag ein Teelicht an der Ausleihe brennt und auch weiterhin Weihnachtskekse zum Verzehr bereit stehen. Man muss die mitgebrachten Taschen weder abgeben und durchsuchen noch draussen lassen und niemand sagt was, sogar wenn man einen Kaffee mitbringt. Researchers Paradise.

Nichts desto trotz brauche ich dringend Abwechslung bevor mir die Buecher auf den Kopf fallen. Morgen steht das Johndoe-Konzert im Huset an und Debora hat freundlicherweise ihre / Hafez' / Steffens Kueche zur Verfuegung gestellt fuer das so genannte "Vorspiel". (Ich raetsle immer noch, woher die Norweger dieses Wort haben.) Vielleicht wird ein wenig Alkohol meine Stimmung aufhellen, die von drei Tagen grau-in-grau und Alltagsroutine gedrueckt wurde.

Falls das nicht klappt versuche ich es mit Putzen - da sieht man hinterher wenigstens was man getan hat! Diese Woche bin ich erstmals offiziell dran und habe gestern schon meinen Dienst verrichtet, da ich heute wieder den ganzen Tag an der Hochschule bin in freudiger Erwartung des Norwegisch-Kurses. Nach einer Stunde des Schrubbens hat nicht nur alles nach Chlor gestunken und wie neu ausgesehen (was keine Kunst ist bei den Flusen), sondern ich habe auch seit Tagen mal wieder den Pulli ausgezogen weil mir so warm war. Insofern hat das gleich mehrere Vorteile und ist eventuell auch noch ausbaufaehig? Schokolade essen allein macht jedenfalls einfach nicht gluecklich!

In diesem Sinne:
Happy Valentine's Day und zurueck zu den wirklich wichtigen Dingen im Leben...

Montag, 12. Februar 2007

on the snow again

Aloha und Land unter,

es schneit wieder...und gefühlt sind es seit Tagen polare Temperaturen. Nichts desto trotz war ich heute an der Uni, um nicht vollends mit meinem Schreibtisch zu verschmelzen und statt dessen um mein Leben zu rennen. Ehrlich, wer sich nicht bewegt, friert sofort ein! Oder um es mit anderen Worten zu sagen: Das Leben findet in den Gebäuden und nicht auf der Straße statt.

Außerdem war heute payday. Das wird ein teurer Monat...
- Miete inkl. Waschgeld ca. 335 €
- alte Klausurbögen 2 €
- Konzertkarten 50 €
- Mensa-Salat und Kaffee danach 5 €
- Busfahrt 2,50 €

Ich habe mich heute mal ins hiesige wie riesige Einkaufszentrum CC vorgewagt und war froh, dass ich mich auch wieder rausgefunden habe. Das Ding ist wie ein Labyrinth und da es kaum Fenster hat, wusste ich nie, wo ich gerade bin. Im Supermarkt habe ich dann noch den ganzen Verkehr aufgehalten, weil ich eine Packung Falafel kaufen wollte, die nicht in der Kasse gespeichert war. Die Verkäuferin fragte mich, ob ich wüsste, wie viel das kostet (glaube ich), statt dessen antwortete ich ihr auf Norwegisch (!), dass ich nur wenig Norwegisch spreche. Das hat sie nicht gestört und sie fragte mich weiter auf Norwegisch aus - wo ich das her hätte, nehme ich an. Bis ich ihr erklärt hatte, dass sie lieber Englisch sprechen sollte, sie zum Regal und wieder zurück gelaufen war, dann versuchte jemanden am Telefon zu erwischen und mich dann bat, ihr die Stelle zu zeigen, wo ich das Paket her hatte, verging eine halbe Ewigkeit... Die hatten extra eine weitere Kasse aufgemacht und dann so was... War ja klar, dass mir das wieder passiert?! Vermutlich kauft außer mir auch niemand so komische Sachen. Wobei mir einfällt, dass ich eventuell mal das Mindesthaltbarkeitsdatum checken sollte?

Vorher könnt Ihr noch was auschecken. Nämlich den Artikel in der Studentenzeitung / studentavisen namens "Fiber" über das tolle internationale Leben in Gjövik und seiner Hochschule. Ich habe direkt meinen Mitbewohner angehauen, dass er mir doch bitte übersetzen soll, was sie geschrieben haben. Etwas misstrauisch war ich dann nämlich doch. Wie in aller Welt hatten die aus drei Antworten auf drei Fragen so einen langen Artikel gemacht??? Aber wenn ich meiner Quelle vertrauen kann, wovon ich ausgehe, ist da auch viel Allgemeines drin. Die Überschrift bedeutet "Norwegen ist ein bisschen wie die USA", das hatte Bruno behauptet angesichts der Burgerflut in der Kantine. Wie man sehen kann, stehen wir - ganz typisch - fast knietief im Schnee. Was tut man nicht alles für die Kunst... Das Mädchen in der Mitte ist übrigens unsere Patin Katharina. Und das Foto habe ich bei Bruno geklaut. Nur für den Fall, dass ich Euch jemand fragt. Auf Anfrage sende ich Euch den Artikel auch gern als Poster für über-Euer-Bett zu, in Wirklichkeit ist das nämlich mindestens Din A3 (mal 2 natürlich). Bis es so weit ist plakatiere ich erst mal mein Zimmer, die Küche, das Klo und den Flur zu und dann sehen wir weiter---

Sonntag, 11. Februar 2007

autsch...

Liebe Kinder an den Bildschirmen,

die gute Nachricht des Tages ist, dass ich endlich einen Winter"sport" gefunden habe, der tatsächlich Spaß macht (auch Hafez). Ratet mal welchen...
Jaja, genau, die einfachen Dinge sind die Besten. Wir waren gestern Schlitten fahren. So viel gelacht habe ich schon lange nicht mehr! Wir haben quasi hinter dem Haus zwischen den Bäumen eine kleine von Kindern präparierte Piste mit Mini-Sprungschanze. Nach Einbruch der Dunkelheit ist sie sogar beleuchtet, weil kurioserweise die Strommasten Licht haben. Also sind wir gestern zu fünft (Katharina, Hafez, Fabienne, Steffen und ich) durch den Schnee gerollt, gehoppelt und gefallen, denn sowohl der Holzschlitten als auch die Plastik-Nussschale bekamen dermaßen speed, dass an Bremsen und / oder Kontrolle nicht zu denken war. Wir sahen aus wie die Schneemänner. Auch von innen. Beweisfotos gibt es bei Fabienne, den Link habe ich in der Liste auf der rechten Seite dieses blogs hinzugefügt. Die Schlitten lagern nun neben dem Staubsauger im Schrank und werden in Kürze wieder zum Einsatz kommen. Allerdings - wie berichtet - nicht lange und oft. Denn es ist dermaßen kalt, dass man die Dinger nach Benutzung freiwillig den Berg hochzieht um nicht sofort zum Eisblock zu erstarren.

Zum Aufwärmen gab es hinterher Zwiebelkuchen. Ja, in meiner Küche und von mir. Und um noch eins drauf zu setzen habe ich heute Morgen Kuchen gebacken, weil Mister S. alias Souheil Geburtstag hat. Wir wollten ihn vorhin mit Kaffee und Kuchen überraschen, mussten das aber kurzfristig verschieben, weil der Gute heute bis halb 7 in der Uni ist... Ich habe jedenfalls gulrot-kake aus der Tüte gemacht und um nicht vor Süße aus den Latschen zu kippen selbstständig noch Mehl und Äpfel hinzugefügt. Also auch in dieser Hinsicht wird von den Norwegern gern übertrieben?! Die Anleitung war gar nicht so schwer zu verstehen, denn im Wesentlich ging es nur darum Wasser, Öl und die Mischung zu verrühren. Ich will nicht wissen, was statt Eiern in der Mischung war! Die Möhren konnte ich auch nicht wirklich erkennen. Aber was will man von Fertigkuchen auch erwarten? Hauptsache, ich hatte keine Sauerei, sowie das notwendige Equipment und das Ergebnis war durchaus genießbar.

Sehr lecker war auch mal wieder das arabische Essen von Hafez, bei dem ich Freitag-Abend eingeladen war. Auf seinem Flur wohnen nun auch Debora und Steffen. Die drei plus Fabienne machen des öfteren gemeinsame Sache. So waren sie nachmittags zusammen bei Lidl und da das eine Tages- und Kühlschrank füllende Beschäftigung ist, waren sie erst gegen 8 zurück und haben anschließend in arabian behavior für eine ganze Armee Curryreis, gebratenes Gemüse, Joghurt und Salat gemacht. Ich hatte den Fehler gemacht, drei Stunden vorher meine restlichen Nudeln gegessen zu haben - und musste dementsprechend leiden. Aber bei den Anderen ging auch kein Nachtisch mehr rein...

Ansonsten trainiere ich fleißig mein neu erworbenes Norwegisch-Wissen indem ich alle Norweger mit meinen drei gelernten Sätzen vollquatsche. Immerhin haben mir zwei unabhängige Quellen gesteckt, dass ich aussprachetechnisch sehr gut wäre. Na, wenn das nichts ist! Allerdings habe ich auch einen Heimvorteil, wie alle anderen nicht müde werden zu betonen. Für Deutsche ist es angeblich ein Klacks Norwegisch zu lernen, weil so viele Ähnlichkeiten bestehen. Auch das wird sich zeigen - nächsten Mittwoch in Part II.

Mir selbst zeige ich fast jeden Abend eine Folge CSI zum Essen. Auf amerikanisch. Ohne Untertitel. Denn die gibt es nur in allen möglichen merkwürdigen anderen Sprachen. Ich verstehe zwar so nur die Hälfte, aber mit dieser werde ich demnächst perfekt einen Tatort beschreiben können! Vielleicht kann ich irgendwas davon auch für das wissenschaftliche Schreiben verwenden? Denn mein Prof hat mir Literaturrecherche bis Mi verordnet und in anderthalb Wochen soll ich schon was für meine Hausarbeit geschrieben haben. Aaaarghhhh.
Dabei habe ich schon andere Pläne: Mitte der Woche startet die "uka", 10 Tage voll mit Kultur im weitesten Sinne. Jeden Abend findet entweder ein Konzert, Comedy und / oder Besäufnis mit einem anderen Grund im Studenten-Huset statt. Mittwoch-Abend will ich zu einem Konzert einer zumindest in Norwegen bekannten Band (www.johndoe.no). Zum Finale am 24. Februar spielen Turbonegro, die ich mir auch nicht entgehen lassen werde.

Ein weiteres "Highlight" der nächsten Woche wird die Abgabe der Daten unseres Schlüsselprojektes, die Hafez, Saleh und ich in den vergangenen Tagen in eine bzw. mehrere Excel-Tabelle gehackt habe. Das erinnerte mich an finstere Praktikanten-Zeiten und ich habe mir sehnlichst eine helfende SHK-Hand gewünscht. Bara und Ondroj wollen uns ihre Daten aus der Tschechei bzw. Slowakei den nächsten Tagen schicken. Hafez will diese sodann mit unseren zusammenbasteln und online (!) abgeben. Ich bin gespannt, wie dieses webbasierte, cooperative learning läuft... Sobald die Beiden wieder zurück sind heißt es, die Daten mit SPSS auswerten (da ich keine Ahnung davon habe, werde ich das den Anderen überlassen) und bis zum 1. März eine Präsentation zusammen-zimmern. Ich denke, hinsichtlich PowerPoint werde ich dafür den Anderen ein bisschen unter die Arme greifen ;-)

Das Motto für Woche 6 lautet dementsprechend und in deutscher Manier (sagte man mir): Mit vollem Tatendrang voraus!

Freitag, 9. Februar 2007

schnee, schnee und schnee

Liebe Turnschuhtraeger,

das waere hier nix fuer Euch: Schnee so weit das Auge reicht. Und es schneit immer noch!!! Klein, aber fein und vor allem seit drei Tagen. Langsam bekomme ich Angst, eingeschneit zu werden. Nichts mit schnell mal einkaufen, schnell mal Muell wegbringen, schnell mal zur Uni laufen. Das alles bedarf sorgfaeltigster Vorbereitung und Ausruestung. Am besten, ich decke mich fuer das Wochenende mit Vorraeten ein und verschanze mich in meiner Hoehle?! Gesagt - getan. Falls ich vor Ladenschluss den Rueckweg finde.

Ick meld mir wieder.
Wenn`s taut...

Donnerstag, 8. Februar 2007

juwelen des winters

Liebe Schneeflöckchen,

wenn Ihr richtigen Winter haben wollt und nicht nur so pseudomäßig wie heute Nachmittag, dann verirrt Euch doch mal hierher, wo es seit zwei (!) Tagen ununterbrochen schneit und alles unter, hinter, zwischen Schnee verschwindet.
Gestern habe ich eine Flocken-Variante gesehen, die mich in Form und Größe an eine beliebte deutsche Süßigkeit erinnert hat. Sucht Euch was aus: Hanuta, Knoppers, irgendwas in der Kategorie. Wirklich wahr! Und nein: ich habe es noch nicht über. Weil das weiße Treiben wirklich sehr schön anzusehen ist. Zum Beispiel von der Bibo der Hochschule aus, wenn man so verpeilt wie verträumt den Blick nach draußen schweifen lässt. Auch die Temperaturen sind fast feierlich: -9, -11 u.ä. Grad - falls der Firefox-Forecast nicht wieder schwindelt. Aber offensichtlich und gefühlt ist hier tatsächlich und richtig Winter! Und gefühlt ist das auch nicht schlimm. Zumindest wenn ich mir so das Verhalten der Einheimischen ansehe. Keine Panik, stoische Ruhe bei der tausendsten Schippe voll Schnee, kein Genörgel, weil man mit dem Auto den Berg nicht hochkommt.

Allerdings ist Auto-fahren dementsprechend ein "cooles" Abenteuer, wie ich es in den vergangenen Tagen gleich mehrfach erleben durfte. Katharina durfte nämlich diese Woche das Auto von ihrem Freund leihen und wir wollten die Gelegenheit u.a. dazu nutzen, dem Lidl-Supermarkt einen Besuch abzustatten. Wer mich kennt, weiß, dass ich mich gewöhnlich weigere einkaufen zu fahren bzw. fahren sich auf mit-dem-Rad-fahren bezieht. Aber: Ich habe im Gegensatz zu den Hartgesottenen weder ein Fahrrad noch ein Fahrrad mit spikes (wie heißt das auf Deutsch?), außerdem ist das Ding echt am anderen Ende der Welt, es ist wie gesagt scheißkalt usw. Nur für den Fall, dass ich an dieser Stelle von irgendwo "Mädchen" höre! Aber was rechtfertige ich mich hier? Wir wollten einen Shopping-Trip machen ;-) Denn angeblich hat Lidl nicht nur deutsche Produkte im Angebot sondern soll auch ein bisschen billiger sein.

So ein bisschen Frustshoppen hatte ich mir verdient, denn ich habe das halbe Wochenende und Montag am Schreibtisch sowie den ganzen Dienstag lesend und recherchierend in der Bibo verbracht und musste dringend mal RAUS. Also ist Katharina abends mit dem Wagen vorgefahren und wir sind Richtung nirgendwo aufgebrochen. Ich hatte am Sonntag bei schönstem Frühlingswetter einen Spaziergang durch's Wohngebiet gemacht um mal das Ende der Strasse / die Spitze des Berges kennen zu lernen und Euch im Sommer mit tausenden Winterbildern erfreuen zu können. Doch außer Häusern und Straßen scheint es in der näheren Umgebung einfach nichts zu geben. Und inmitten von diesem Nichts in Gestalt einer dünn besiedelten Wohngegend steht Lidl, das natürlich bis 21 Uhr geöffnet hat. Außer uns waren eine Kassiererin, ein Regalbestücker, drei gescheiterte Existenzen plus Kindern da. Wir waren also quasi allein im Schlaraffenland. Naja, fast. Denn wie in Deutschland auch ist die Auswahl nicht sooo groß und ein wenig an die norwegischen Ernährungsgewohnheiten angepasst. Also fünf Truhen mit Pizza, drei Truhen mit Eis, keine TK-Kräuter usw. Aber immerhin einige deutsche Dinge, deren norwegische Entsprechung es nicht gibt oder die ich bisher nicht gefunden habe. Ich hab also Frischkäse, ein paar Gewürze (Kümmel ist vermutlich zu deutsch?), TK-Kräuterbaguettes und ähnliches gekauft und mir außerdem den Luxus eines Topfes mit Zitronenmelisse zwecks Zimmerbegrünung geleistet.

Als wir wieder am Studenthjem ankamen standen sämtliche Hausbewohner sowie zwei Feuerwehrautos vor der Tür und ich sah meine Identität (Pass, Visa usw.) schon in den Flammen aufgehen. Doch dann erinnerte ich mich an den running-gag des Hauses, dass alle naselang der Feueralarm (made by Siemens) ausgelöst wird, weil eine vergessene Pizza flambiert wurde. Und da keiner von den Feuerwehrmännern mit angewinkelten Armen herum rannte, hoffte ich vor allem, dass diese schnell wieder abziehen damit ich nicht auch leichtbekleidet in der Kälte warten musste. Ist ja klar, dass ich in der folgenden Nacht vom Rasen über rote Ampeln geträumt habe?!

Gestern war dann mein "großer" Tag. Ich musste der Kurskoordinatorin beibringen, dass ich den Lektüre-Kurs in Media Knowledge nicht belegen werde ("too much work") und außerdem im all-mittwochs-stattfindenden Meeting mit Prof gestehen, dass ich es nicht geschafft hatte beide Texte zu lesen. Punkt 1 war kein Problem und wurde abgenickt. Punkt 2 erforderte gute Argumente. In englischer Sprache. Aus Rücksicht auf ähm Minderheiten hier in der deutschen Fassung: "Also, ich habe mich entschieden, nur den einen Text zu lesen, weil ich noch ein bisschen um das Thema herum recherchiert habe und mich das letzte Mal überfordert hat mit zwei Themen und Texten von denen ich noch nie etwas gehört habe. Aber ich habe einen Aufsatz von einem deutschen Informatik-Studenten über das Thema vom letzten Mal gefunden und finde, dass es eine inhaltlich und sprachlich schlechte Arbeit ist und ich habe den Anspruch, das für meinen Essay auf jeden Fall besser zu machen." Lachen. Dann Einverständnis und Zustimmung sowie ein Vortrag über Lernen im Allgemeinen, Informatiker im Besonderen und Schreiben für Fortgeschrittene. Wow, mir ist ein Stein vom Herz gefallen. Obendrein konnte ich auf alle seine Fragen, die er zum Text hatte antworten und bin zur Abwechslung statt deprimiert mal so richtig zufrieden gewesen, weil ich was verstanden hatte und die viele Arbeit sich gelohnt hatte. Aber ich soll natürlich weiterlesen - "User Attititudes Regarding a User-Adaptive eCommerce Web Site" - und nebenbei schon mal nach Literatur für meinen Essay suchen. Das wird jetzt irgendwas zwischen Usability, traditionellem Print-Layout und optimalem Desgin von Webseiten. Fragt nicht! Und fragt nicht mich!

Den Rest des Tages habe ich in der Bibo verbracht und mal damit angefangen die Unterlagen für Scientific Methodology durchzugehen. Dazu kann ich sagen, dass Wissenschaft anstrengend ist! Aber ich hatte zeitweise nette Gesellschaft und zwar einen Tunesier, der lange in Paris gelebt hat und dem ich 10-mal am Tag begegne (was evtl. daran liegt, dass die Uni sehr klein ist und er auch im Studentenhaus wohnt). Dieser hatte mir am Wochenende einen Teppich vermacht, den er übrig hatte und der sich sehr gut auf dem grünen Linoleum-Boden macht. Außerdem hat er mich einem irakischen Studenten vorgestellt, der erst mal wieder ein paar meiner Vorstellungen über Nahost über den Haufen geworfen hat, allein durch seine ruhige und zurückhaltende Art. Er hat mir weiterhin bestätigt, dass es viel billiger hier ist, ein Haus zu kaufen, statt ein Zimmer zu mieten. Das hatte mir auch schon unsere Patin Maria erzählt als sie mich in ihr Haus einlud und ich sie ganz ungläubig fragte, wie alt sie sei.

Auch meine Einbürgerungsbemühungen trugen inzwischen Früchte. Seit gestern kann ich dank des Norwegisch-Kurses sagen wie ich heiße, woher ich komme, welche Sprachen ich spreche ("litt norsk") und fragen, wie man etwas buchstabiert. Sehr brauchbar, weil Vieles anders geschrieben als gesprochen wird. Nicht schlecht für den Anfang! Hausaufgabe ist, einen willigen (also betrunkenen?) Norweger zu finden und diese Sätze zu üben. Das Gute ist ja, dass die sich am nächsten Tag nicht an dich erinnern und du das Spiel gleich mehrmals spielen kannst - sofern sie auf Ansprache reagieren, denn selbst das ist schon schwierig. Apropos Spiel: Gestern bewies sich außerdem, dass Gjövik ein echtes Nest ist, denn bei einer Partie Bowling mit allen ausländischen Studierenden traf ich meinen Mitbewohner Michael. Und das war nicht abgesprochen!

Außerdem irritiert mich die Art, wie ich Männer des Hauses "kennen lerne". Ich bin am Montag einen Stock höher gegangen, weil die Wände gewackelt haben und ich es mit "reden" versuchen wollte. Die Musik kam aus der hintersten Ecke und war nicht die, die ich mich zur Weißglut gebracht hatte, aber das habe ich erst später gemerkt. Es stand ein Paar Springerstiefel vor der Tür und aus dem Zimmer kam eine Art Musik, der ich die Adjektive "böse, dunkel, etc." zuschreiben würde. Auf mein Klopfen hin tat sich rein gar nichts. Also probierte ich es noch mal. Da öffnete sich eine Tür. Allerdings nicht die, an der ich geklopft hatte, sondern die von der Dusche. Daraus huschte ein halbnackter Norweger hervor, verschwand in in seinem Zimmer und sagte hinter der Tür stehend irgendwas zu mir. "Sorry?" "Ach, da kannst du einfach reingehen." "Nein, das denke ich nicht." Das wollte ich auch nicht. Erstens aus Höflichkeit und zweitens aus ähh Respekt. Wie gesagt, als ich wieder in meinem Zimmer merkte ich, dass der Musik-Stil ein anderer war und vermutlich von meiner Nachbarin kam, die in dem Apartment wohnt, das sich den Flur mit uns teilt. Jedenfalls habe ich den Typ gestern in der Cafeteria getroffen und er hat nur gegrinst. Immerhin! Wiedererkannt! Ohne Alkohol!
Und von wegen: öfters mal was neues. Der verrückte Holländer schrieb mir heute, dass ich noch mal bei seinem gaits-Experiment vorbeikommen soll, weil der Sensor letzte Woche technische Probleme hatte...Jungs und Technik...

Weiterhin offene Fragen:
Was macht der Typ über mir? In seinem Bett?
Schneit es auch morgen?
Was geht am Wochenende ab?
Warum gibt es jetzt schon Erdbeeren?

PS: Bevor ich heute in meinem Lieblingsbildungsradio gehört habe, dass es strafbar ist, Bilder aus dem Internet auf der eigenen page zu veröffentlichen habe ich zur Illustration meiner Ausführungen Bilder von Schneeflocken für Euch gesucht. Dabei bin ich auf die "Juwelen des Winters" gestoßen. Also nicht wundern... Aber irgendwie passt es ja auch?!

Samstag, 3. Februar 2007

wie du mir...

Liebe geneigte Leser,

es ist wieder Zeit für einen Roman. So viel wie ich erlebe komme ich kaum hinterher für Euch darüber zu berichten. Doch laut der vielen E-Mails und Postkarten wollt Ihr es so?!

Das Wichtigste zuerst: in den letzten Tagen sind fünf weitere ausländische Studierende hier im Haus angekommen: Jean-Baptiste und Fabienne aus Frankreich, Villma aus Litauen, Debora aus Italien und Steffen aus ratet mal. Gestern gab es ein großes Nudelessen um alle willkommen zu heißen und ich habe mich schon wie ein "alter Hase" gefühlt. Wir haben beschlossen gemeinsam erst die Hochschule, dann Gjövik und dann Norwegen zu erobern, denn langsam sind die Einheimischen in der Minderheit... Nächste Woche Mittwoch beginnt der Norwegisch-Kurs, dann werden wir mit dem infiltrieren beginnen ;-)

Doch um die Norweger in Sicherheit zu wiegen musste ich noch ein bisschen "gute Miene" machen, denn am Donnerstag hatten Bruno, unsere Patin und meine neue Freundin Katharina und ich einen Interview-Termin mit der hiesigen Studentenzeitung. Wobei "Interview" fast zu viel gesagt ist, weil dieses sich auf die drei Standard-Fragen beschränkte:
1. Was magst du an Norwegen?
2. Was vermisst du am meisten?
3. Was denkst du über die Hochschule?
Ähh, ja! So viel zum Thema investigativer Journalismus... Dazu kann ich eigentlich nur sagen: Ich übe mich nicht nur in Geduld sondern auch in Diplomatie. Aber ich habe wahrheitsgemäß geantwortet:
1. Das easy-going der Norweger
2. Da ich inzwischen drei Päckchen bekommen habe mit den Dingen die ich am allermeisten vermisse, und Freunde / Familie als Antwort laaaangweilig ist, fehlt mir insbesondere Obst und Gemüse mit Geschmack
3. Kein Kommentar, das könnt ihr gern Bruno fragen. (Mir ist dazu keine ausgewogene Antwort eingefallen.)

Nicht mal beim Mittagessen hatten wir unsere Ruhe. Da kam nämlich ein verrückter PhD-Holländer auf uns zu und fragte, ob wir der Wissenschaft dienlich sein wollen. Kleiner Lachanfall meinerseits, sodann die Konter-Frage: füllst du dafür meinen Fragebogen aus? Kleiner Lachanfall seinerseits, sodann Einverständnis. Also nahmen Katharina und ich am gaits-experiment teil. Erst dachte ich, es würde sich um Gates, Bill handeln, weil doch hier alle information security studieren. Doch man lernt nie aus: gaits = Gang. Wir sollten mit einem Mini-Messgerät am Gürtel also einen Flur auf- und ablaufen und anschließend versuchen, den Gang der jeweils anderen zu imitieren. Während Katharina und ich noch darüber diskutierten, was wir dabei alles beachten sollten um das Experiment (nicht) zu manipulieren, hatte uns der verrückte Holländer schon zugelabert und uns alles gaaanz ausführlich erklärt. Witzigerweise hatte ich gerade an diesem Tag morgens bei "scientific methodolgy" (wofür ich das Schlüsselexperiment mache) gelernt, wie man mit unterschiedlichen Verhaltensweisen (un-) bewusst seine Probanden beeinflussen kann. Naja, ich denke aber, dass das im Fall des gaits echt schwierig ist und wenn ich das richtig verstanden habe, ist das Ziel der Sache, herauszufinden ob damit irgendwelche Sicherheitsmechanismen gebastelt werden können. In meiner Eigenschaft als Labormaus glaube ich, dass sie das können - also haltet die Augen und Ohren offen, wenn ihr Bill trefft!

Zum Thema "Forschung" hätte ich des Weiteren zu ergänzen, dass meine Schlüsselumfrage ungeahnte Ausmaße angenommen hat. Immer noch kommen jeden Tag mails von wildfremden Menschen, die nur ein Drittel der Information meiner ursprünglichen E-Mail haben, trotzdem teilnehmen wollen und fragen, wofür das Ganze überhaupt sei. Zuletzt war das ein Hochschullehrer von der HdM in Stuttgart. Hola, die Waldfee. Ich habe mir mal die Website angesehen. In Baden Württemberg scheinen die Studenten etwas für ihre Studiengebühren geboten zu bekommen?! Was die dort an Technik rumstehen habe, entspricht sogar norwegischen Verhältnissen. Die Hochschule von Gjövik ist jedenfalls für ihr hochmodernes color-lab bekannt, in dem die abgefahrendsten Studien durchgeführt werden. Dagegen ist unser "little research project" ein Witz (haha). Andererseits sollen wir das laut Lehrer auch nicht so ernst nehmen. Ähm, wo bitte bleibt da der wissenschaftliche Anspruch? Ich glaube, der fällt der norwegischen Gemütlichkeit zu Opfer! Nur mein electronic-publishing Lehrer weicht diesbezüglich vom Kurs ab und fordert ALLES von mir...

Aber ich komme vom Thema ab, Katharina und ich haben uns nach getaner Arbeit einen Latte Macchiato und Kuchen geleistet. Irgendwas scheint da drin gewesen zu sein, denn erst fing Katharina an wie aufgezogen zu reden und dann habe ich (!) mit ihr die halbe Nacht durchgemacht, weil ich so aufgedreht war. Am Donnerstag sollte Debora ankommen und weil Katharina sie in Empfang nehmen sollte, hatten wir beschlossen, was zu kochen und zusammen zu warten. Das tiefgefrorene Wok-Gemüse werde ich nicht noch mal kaufen und die fettreduzierte Kokosmilch war auch gewöhnungsbedürftig. Dafür konnten das "diplom-is" (das norwegische Langnese) und der echte norwegische Ziegenkäse (sieht aus wie Karamell und schmeckt auch so) punkten. Doch das war sowieso nebensächlich, denn wir waren wie gesagt am gackern wie die Hühner, haben uns alte Geschichten erzählt und zusammen Deutschland vermisst. Wer hätte das gedacht?

Die Ankunft von Debora war dementsprechend so nebensächlich wie unspektakulär, denn sie war ungefähr drei Minuten in ihrem Zimmer und verschwand dann wieder, weil sie mit ihrem Vater (!), der sie von Italien aus begleitet hatte noch etwas essen gehen wollte. Irgendwann gesellte sich auch Florian zu uns, den wir als Deboras guide akquiriert hatten, weil er Italienisch sprechen kann. Doch auch das war nebensächlich, denn wir waren schwer damit beschäftigt Deutsch miteinander zu reden. Echt! Spätestens nach drei Wochen hat man einen Knacks und bekommt es nicht mehr gebacken zwischen den verschiedenen Sprachen zu wechseln und die passenden Worte zu finden.
Es war nach Mitternacht als Katharina aufbrach. Als ich meine Zähne putzte haben zum ersten Mal bekloppte und / oder besoffene Norweger bei mir geklingelt, denn es war ja Donnerstag. Da habe ich an die Paderborner Heiersstraße am Wochenende gedacht, wenn die britischen Soldaten aus ihrem Käfig gelassen werden und marodierend durch die Stadt wanken. Ergo: Heimatgefühle für Fortgeschrittene.

Auch sonst schreitet alles fort. Mein norwegisches Leben verläuft inzwischen in mehr oder weniger geregelten Bahnen und wird ab und zu von ankommenden Päckchen durchkreuzt. Die ermöglichen es mir immer an vernünftiges Brot zu kommen, weil die Poststation doch in so einem tollen Supermarkt liegt. Auch die schwarze Johannisbeermarmelade ist ein echtes Highlight und versüßt mir den Tag. Nun habe ich (fast) keinen Grund zum Klagen mehr und bin ganz zufrieden mit mir und der restlichen Welt. Das ist nach fast vier Wochen auch gut so!

Freitag, 2. Februar 2007

zur lage der nation

  • Bisherige Aufenthaltsdauer: 3 Wochen und 5 Tage
  • Gefühlte bisherige Aufenthaltsdauer: 3 Monate
  • Aktuelles Wetter: Heiter bis wolkig, 3 Grad, Schnee von gestern
  • Aktuelle Anzahl an leeren Päckchenkartons unter dem Bett: 3
  • Kürzeste Dauer bzgl. Sendung und Empfang eines Päckchens: 5 Tage
  • Briefkastenhöchststand: 2 Postkarten, ein Päckchenschein
  • Zwischenstand Schlüsselumfrage: 103 teilnehmende Personen
  • Anzahl Ritter Sport Alpenmilch im Vorrat: 4 Tafeln
  • Zur Zeit belegte Uni-Kurse: 2-3
  • Durchschnittliche tägliche Online-Zeit: 16 Stunden
  • Häufigkeit von Burgern im Angebot der Kantine: 3 mal pro Woche
  • Töpfe im Schrank: 3
  • In den letzten zwei Tagen gelesene Seminar-Seiten: 0
  • Laufzeit Wäschetrockner: 50 min
  • Diese Woche neu angekommene exchange students: 3
  • Heute geschriebene E-Mails: 19