Mittwoch, 31. Januar 2007

me and my monkey

Liebes Support-Team,

von himmelhochjauchzend bis tief betrübt ist es manchmal nur ein kurzer Weg...gestern war nicht mein Tag, obwohl er nicht Montag hieß. Ich weiß nicht so genau warum. Wahrscheinlich bin ich nur mit dem falschen Fuß aufgestanden. Oder brauchte das für die Quote? Damit ich nicht vergesse, dass man keiner Statistik traut u.s.w.

Der Tag begann indem ich mal wieder sanft von den Bässen des Typen über mir geweckt wurde, der mich abends auch immer gern in den Schlaf "hämmert". Noch kein Grund das Handtuch zu werfen, denn das bin ich inzwischen gewöhnt. Ich setzte mich also wie gewöhnlich an den Schreibtisch und fing an, meine Papiere zu lesen. Und wie gewöhnlich verstand ich nur die Hälfte. Es hat sich ein bisschen gebessert, denn die Themen sind nicht mehr so Programmier-lastig. Aber ich war heute wieder fast zwei Stunden bei meinem Prof, der mir wie gewöhnlich erklären musste, was ich da gelesen habe. Ich frage mich jede Woche, wie er dabei so geduldig sein kann. Ich komme mir jede Woche dümmer vor und frage mich, was ich in den letzten Jahren eigentlich gemacht bzw. gelernt habe.

Jedenfalls kam dann eine E-Mail von meiner Mitbewohnerin, dass wir jede Menge Strom und Gas nachzahlen müssen. Da wäre ich fast vom Stuhl gefallen und war drauf und dran sofort nach Deutschland zurückzukommen - was einigen Personen nicht unrecht wäre - um dafür hier nicht am Hungertuch nagen zu müssen. Ich sehe mich schon hoch verschuldet aber "hoch gebildet" und bin weniger denn je bereit diesen Deal einzugehen. Auswanderung (natürlich nicht nach Norwegen) erscheint mir da die bessere Alternative zu sein...
Als erste Maßnahme habe ich trotzdem erst mal dem BAföG-Amt geschrieben und heute die Auskunft bekommen, dass sie noch eine Bescheinigung über meine Urlaubssemester benötigen, weil ich sonst die Förderungshöchstdauer überschritten hätte. (Jaja, die Bummelstudenten, die nebenbei noch arbeiten gehen.) Nur hatte Mirjam diese schon vor zwei Wochen abgeschickt. Nerv!

Ich nehme Vorschläge entgegen für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich jemals Geld von denen bekomme. Was soll ich machen?
a) drei Kreuze
b) eine Reise ans Nordkap
c) ein Fass öffnen
d) Osterferien in Deutschland
e) sonstiges

Zum Glück hatte ich auch mindestens einen Grund zur Freude: ein Paketschein. Also beschloss ich zur Abwechslung einen Ausflug zur Post zu machen. Haha, dieses Mal wusste ich auch zu welcher! Das Problem war, dass ich meine Buskarte nicht fand. Ich habe mein ganzes kleines Zimmer auf den Kopf gestellt und alles fünf mal durchwühlt. Ich fand sie einfach nicht und war schon wieder kurz vor'm Durchdrehen, denn das Ding ist noch 14 Tage gültig und hat außerdem Pfand gekostet. Da es aber eine halbe Tagestour gewesen wäre zur Poststation zu laufen und es NATÜRLICH anfing zu schneien entschloss ich mich trotzdem mit dem Bus zu fahren. Als ich mein Geld rauskramte, fand ich die Buskarte in dem Spalt hinter der Innentasche in der die anderen Karten stecken. Puhhh.

So ähnlich ging es mir auf dem Rückweg noch mal. Vor lauter Freude über das Päckchen ist mir der Bus vor der Nase weggefahren und ich bin zu einer anderen Linie gelaufen und habe mir ausgerechnet, dass der Bus dort jeden Moment vorbeikommen müsste. Eine Uhr hatte ich natürlich nicht dabei. Also habe ich gewartet. Gewartet. Gewartet. Dann wurde ich unsicher. Der letzte (!) Bus sollte 16.45 Uhr im Zentrum losfahren. Viel später konnte es nicht sein, aber wo war der Bus? Im Schnee-Chaos war er ja wohl kaum stecken geblieben, so was gibt es gar nicht, denn sobald auch nur eine Schneeflocke fällt sind die Jungs mit ihren Bulldozern auf der Straße. Etwas beruhigt war ich als sich ein paar Minuten später ein Mädchen zu mir gesellte. Nur wurde dieses von einem Auto abgeholt. Ich fürchtete schon, dass ich doch noch wandern müsste als endlich ein Bus kam. Ende gut alles gut.

Sogar meine Haut kriegt sich langsam ein. Das Kratzen ist weniger geworden. Wahrscheinlich war das am Anfang die ganze "Aufregung", die sich niedergeschlagen hat?! Die "tolle" Luft ist es aber nicht - auch in dieser Hinsicht haben sich meine Erwartungen nicht bestätigt. Im Gegenteil hoffe ich mir hier kein Asthma oder ähnliches zu holen, denn die Luft ist wie woanders im Winter auch alles andere als klar. Hier wird geheizt was das Zeug hält. Außerdem gibt es unmittelbar in der Stadt ein paar Fabriken die wer weiß was in die Luft blasen. Gesund ist das bestimmt nicht. Jeden Tag wache ich auf und denke "jetzt hat es dich erwischt". Bisher ist aber alles gut. Ich will es ja nicht beschreien...

Wer erinnert sich noch an meine Lästerei bezüglich der wenigen Kurse, die pro Semester angeboten und belegt werden? Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil was den Lernaufwand betrifft! Ich habe heute erfahren, dass wir für "scientific methodology" nicht nur das "little research project" plus Präsentation machen sollen sondern zusätzlich ein exam Mitte März ansteht. Bei "media knowledge" ist es lesen plus Essay plus exam. Für "electronic publishing" darf ich jede Woche 60 Seiten lesen und habe heute zusätzlich drei Desgin-Bücher in die Hand gedrückt bekommen. (Ja, ich weiß, für deutsche Verhältnisse ein Traum.) Ich soll mir ein Thema überlegen, das spezifischer ist als ein Vergleich zwischen Design-Regeln für Print- und Web-basierte Medien. Also wer von Euch "da mal was vorbereitet" oder fertig im Archiv liegen hat - immer her damit. So viel habe ich in meinem Uni-Leben gelernt: man muss das Rad nicht neu erfinden, es reicht, die Speichen zu verschönern ;-)

Und überhaupt: danke für die bisherige (virtuelle) Post, die Rückendeckung und das Vertrauen! Ich weiß das sehr zu schätzen!

...und jetzt verschwinde ich wieder hinter den Büchern oder besser gesagt meinem Berg von Kopien. Wenn sie mich nicht erschlagen: bis demnächst und frostige Grüße!

Montag, 29. Januar 2007

ich liebe euch auch

Danke, danke, danke!!!

Wirklich vielen, vielen Dank für die viele Hilfe bezüglich des "Schlüsselprojektes". Ich hatte angefangen alle mails einzeln zu beantworten, aber wenn ich so weiter mache bzw. Ihr weiterhin alle zwei Minuten eine mail schickt werde ich dafür Wochen brauchen (ABM). Deshalb an dieser Stelle ein kollektives Dankeschön!
Meine Mitstreiter sind schon ganz ungläubig... War ich aber auch. Selbst an der Hochschule haben bereitwillig alle mitgemacht. Ja, auch die schüchternen norwegischen Jungs, die sonst erst nach ein paar Bier auftauen und dich am nächsten Tag trotzdem nicht mehr kennen.
Sehr gut! So macht mir die Sache / Wissenschaft Spaß. Um so mehr desto besser. Nur kurz zum Ziel: wir wollen rauskriegen, ob die "Wichtigkeit" einer Person mit der Anzahl ihrer Schlüssel korreliert. Jaja, ich weiß, spannend... Ich werde Euch auf dem Laufenden halten und Euch natürlich der Fachwelt weiterempfehlen, sowie Euch für meine Diplomarbeit vormerken.

Merke: Erfolg = super = ein guter Tag

Sonntag, 28. Januar 2007

prinzessin auf dem eis

Liebe Rätselfreunde,

wie Ihr es Euch bestimmt gedacht habt, lautet die Auflösung aus dem letzten Heft: Leberwurst. Keine Ahnung, wie man auf die Idee kommt, Wurst in Dosen zu tun und dann Bildchen darauf zu malen, die in die Irre führen? Aber die Norweger neigen scheinbar dazu Dinge zu tun, die Außenstehende nicht verstehen oder sich nur schlecht erklären können.

Ich habe gestern Abend jedenfalls nicht schlecht gestaunt als mir mein Mitbewohner Michael Hilfe beim Saubermachen anbot. Nach drei Wochen konnte ich es einfach nicht mehr ertragen. Und im Hinblick darauf, dass ich erst in drei Wochen offiziell dran bin, habe ich kurzerhand zu Schrubber und Klobürste gegriffen. Wir haben also gemeinsame Sache gemacht und ich glaube, putzen verbindet. Denn als ich später Nudeln gekocht habe, setzte sich Michael zu mir und erzählte mir quasi seine ganze Lebensgeschichte. Ich sollte hier ergänzen, dass er nur Halb-Norweger ist (und Halb-Brite), was das spontane Lösen der Kommunikationsblockade eventuell verständlich macht.
Außerdem durfte ich mir ein paar Filme aus seiner privaten DVD-Sammlung aussuchen und er quatschte mir noch zwei Staffeln CSI auf. Denn als er erwähnte, dass nichts im Fernsehen laufen würde habe ich ihn natürlich ausgelacht. Jetzt muss ich mich also nicht mehr in den Schlaf rätseln und kann außerdem RTL, Vox et al Konkurrenz machen.

Das kann ich aber auch ohne das tägliche Vorabendprogramm nachzuempfinden, denn insbesondere die Gestaltung der Wochenenden erfordert ein Übermaß an Fantasie und Einsatzbereitschaft, Durchhaltewillen und Kälteresistenz. So auch heute und so viel schon mal vorweg: Ein Trainingslager ist nichts gegen uns! Da sonntags die Busse erst ab 16 Uhr fahren (leider mal wieder ein Pluspunkt für PB), bin ich heute Mittag mit Hafez in Richtung Stadt gelaufen. Während wir bei unserem 45-minütigen Fußmarsch darüber sprachen, dass die letzten Tage wettertechnisch optimalere Bedingungen boten (wir erinnern uns: es gab Sonne satt), fing es natürlich an zu schneien - und es hörte natürlich auch nicht auf!
Treffpunkt war die berühmte "fjellhall", eine in den Fels gesprengte Mehrzweckhalle mit Schwimmbecken und Eishockeyfläche, die Gjövik seit den olympischen Winterspielen in Lillehammer sein eigen nennen darf. Katharina und Vergas von unserem Patenteam haben hier auf uns gewartet und uns beim Schlittschuh-Ausleih assistiert. Dann sind wir zum "Stadion" gelaufen (!), denn dort gibt es ice for free. Das Stadion besteht aus einer kleinen Tribüne und einer Rasenfläche (z.Zt. unter Schnee), was aber viel wichtiger war ist die Fläche hinter dem Vereinshaus: ein Fußballplatz und eine Tartanbahn (wird das so geschrieben?) komplett vereist und perfekt geglättet. Was fehlte war irgend etwas an dem man sich festhalten konnte, eine Bande oder ähnliches. Aber da war einfach nichts. Ist ja klar, wer darunter am meisten leiden musste?! Ja, natürlich Hafez, der noch nie in seinem Leben auf Eis geschweige denn Schlittschuhe stand. Die Kinder haben ganz ungläubig gekuckt, weil sie wahrscheinlich noch keinen Erwachsenen gesehen haben, der so wackelig auf dem Eis steht und sich so oft in den Schnee fallen lässt. Hafez hat sich aber wacker geschlagen. Naja, und ich habe endlich mal das Bremsen geübt...

Jetzt bin ich seit kurzem wieder in meinem trauten Heim, taue auf und bin fix und fertig von diesem anstrengenden Tag. Ich glaube, so lange draußen war ich und so viel gelaufen bin ich die ganze Woche nicht! Dementsprechend werde ich heute keine großen Sprünge mehr machen und in norwegischer Manier Woche 4 ganz ruhig angehen. Gemäß deutscher Tradition vielleicht mit einem Sonntags-Krimi? Falls ich jedoch heute Nacht nicht wie ein Stein schlafe fange ich morgen damit an mir ernsthaft Sorgen zu machen.

Samstag, 27. Januar 2007

froh zu sein bedarf es wenig

Liebe Glücksbärchen,

mögt Ihr, was Ihr müsst, und dürft Ihr das, was Ihr mögt? Dann seid Ihr glücklich per Definition, denn Henry Ford soll so das Glück definiert haben. Wie ich darauf komme? Nun ja, ich arbeite schließlich daran, mit meiner Situation glücklich zu werden. Es sind zugegeben kleine Schritte, aber es wird...

Woche 3 war insgesamt betrachtet ganz positiv. Seit Tagen scheint die Sonne aus allen Löchern und wenn ich auf dem Display was erkennen will muss ich den Vorhang zuzuziehen. Das "tut not", denn nach wie vor sitze ich fast jeden Tag am Schreibtisch und wühle mich durch die Texte, sogar in einen neuen Textmarker musste ich deshalb schon investieren!
Wie es zu erwarten war, haben wir nun tatsächlich auch für das Media Knowledge Seminar einen Stapel bekommen. Das Gute ist, dass wir nicht zusätzlich die Vorlesung absitzen müssen, sondern "nur" durch Lektüre, Essay und Exam schreiben unsere Leistungen erbringen. Wenn ich mir überlege, dass die norwegischen Kommilitonen bis April somit etwa drei Hausarbeiten gleichzeitig schreiben müssen und ich für 15 Seiten in der Vergangenheit immer mindestens eine vorlesungsfreie Zeit gebraucht habe, wird mir ganz schlecht. Denen scheinbar auch. Zum Vortrinken am Donnerstag sind die üblichen Verdächtigen jedenfalls nicht erschienen.

Andererseits wird hier im Haus auch sonst ordentlich "gefeiert". Meistens habe ich Beschallung von zwei Seiten, dem Apartment nebenan und dem Zimmer über mir. Der Typ scheint den Geräuschen nach zu urteilen auch vier Mal am Tag umzuräumen. Ich frage mich ernsthaft, was er da macht, denn so viele Möbel und Stellmöglichkeiten gibt es nun wirklich nicht. Apropos. Auch ich habe die Reihenfolge meiner linken Zimmerhälfte verändert da ich mit der Position des Bettes nicht abschließend zufrieden war. Das steht nun in der Ecke vor dem Fenster parallel zum Schreibtisch, dann kommt der Beistelltisch gegenüber vom Waschbecken und in der Ecke hinter der Tür der Sessel. Nun brauche ich abends eigentlich nur noch hintenrüber zu fallen :-)

Gestern bin ich aber mal wieder heimgerollt, denn Hafez hatte uns zum Essen eingeladen. Sein Lieblingssatz: "we are all suffering" - insbesondere, was das Essen betrifft. Zu den Dingen, die er bisher vermisste, zählte Couscous, das es angeblich nirgends zu kaufen gibt. Doch dann kam ich. In dem Geschäft, wo ich mein Päckchen abgeholt habe, habe ich ein kleines Einkaufsparadies entdeckt, das uns vielleicht die Erlösung von all unseren Leiden bringen wird. Dort habe ich drei verschiedene Sorten Couscous aufgetrieben und Hafez eine Packung mitgebracht. Er hat sich total gefreut und gleich versprochen, in den nächsten Tagen einen Probelauf zu starten. Er will nämlich mal original-arabisch für uns kochen. Kann aber nicht kochen. Deshalb der Test... Es gab also Couscous mit Tomaten, Gurke und gekochten Kichererbsen. Nicht verkehrt, aber ein bisschen trocken. Also habe ich noch schnell meine restliche "römme" geholt und alle haben dankbar und tapfer einen Teller (auf-) gegessen.
Ursprünglich dachte ich, dass römme Kräuterquark wäre, da auf dem Plastikbecher kleine Kräuter abgebildet sind und man im allgemeinen dieser "Produktinformation" vertrauen kann. Es stellte sich aber heraus, dass es sich um eine Art Schmand handelt. Auch nicht schlimm. Aber was ist dann Quark? Katharina meinte, so was würde es gar nicht geben. Das glaube ich auch erst wenn ich mich vom Gegenteil überzeugt habe! Deshalb teste ich mich weiter durch das Sortiment. Kürzlich habe ich mich sehr gefreut einen 500g-Becher Joghurt mit Walnüssen gefunden zu haben. Als ich ihn gestern öffnete war ich dann aber doch enttäuscht weil es sich anscheinend um Trockenpflaumen (?) handelt. Ganz sicher bin ich mir da nicht. Und wieder ein Mal musste ich feststellen, dass Bilder lügen! Die Suche nach genießbarer Nahrung wird also auch in Zukunft weitergehen...
Der norwegische running-gag diesbezüglich ist übrigens eine kleine runde Dose auf der ein rotbackiges Mädchengesicht abgebildet ist. Irgendwelche Ideen was es sein könnte? Kleiner Tipp: es nennt sich "leverpostei". Die Auflösung gibt es in der nächsten Maus.

Ich gebe zurück ins Funkhaus...

Donnerstag, 25. Januar 2007

kleiner nachtrag

Kein Wunder, dass "niemand" was sagt. Warum sagt denn niemand was???

Es ist jetzt auch für jeden und jede ohne google oder blogger Konto möglich die Einträge zu kommentieren - hoffentlich ist das keine offene Tür, die von spammern eingerannt wird?! Aber da ich ja nun nicht mehr im doIT-Verteiler bin kann ich's vertragen ;-)

Und jetzt: Kartoffeln und Eier mit Senfsoße für ALLE - in zwei Töpfen

es kommt immer anders als man denkt

Liebe Menschen mit einem halbwegs geregelten Leben,

ich schreibe Euch hier und jetzt, da mein geplanter Tagesablauf heute Morgen einen Daempfer bekommen hat. Eigentlich war von 9-15 Uhr und morgen von 9-12 Uhr das Media Knowledge Seminar angesetzt, das extra fuer uns Austauschstudenten auf Englisch gehalten werden sollte. Eigentlich. Nachdem wir uns durch die Nacht, die Kaelte und die Schneemassen gekaempft hatten und die Muedigkeit auch noch loswerden mussten, ging es damit los, dass der Lehrer den Beamer nicht in Gang bekam und auf norwegisch um Hilfe bat (nehme ich an). Ihm konnte aber nicht geholfen werden. Zumindest nicht von uns. Da holte er von irgendwo einen dynamischen jungen Mann heran und der fand in zwei Sekunden heraus, dass der Lehrer das falsche Kabel verwendet hat (haette ich auch gewesen sein koennen). Nun denn. Er konnte starten und tat dies indem er einen in Norwegisch geschriebenen Zeitplan aufrief und fragte, wer von uns nur Englisch sprechen wuerde. Drei Haende gingen nach oben. Ok, dann wuerde er vorschlagen, dass wir uns 14 Uhr treffen und er uns dann Extra-Aufgaben gibt. Ok? Leicht irritiert verliessen wir den Raum; Freude auf seiten der Partyfraktion. Der allwoechentlichen Feierei steht vermutlich nichts mehr im Wege - zumindest keine Anwesenheitspflicht am Fr zu nachtschlafender Zeit.

Um einen Kompromiss zu finden zwischen "ich habe keine Lust mit euch zu trinken" und "ich habe keine Lust euch betrunken zu erleben" habe ich vorgeschlagen, dass wir ja erst mal was kochen koennten und denke, dass danach alle ausser mir immer noch trinken und betrunken ins huset wanken koennen / werden. Natuerlich soll das nicht in MEINER Kueche statt finden. Obwohl das vielleicht ein Grund mehr waere morgen mal zu wischen. Denn natuerlich haben meine mitwohnenden Jungs auch gestern dem Putzplan keinen Tribut gezollt. Da wir aber seit dem WE eine neue Mitbewohnerin aus Bosnien hier im Haus haben war das Opfer unter Angabe falscher Gründe ("welcome party") schnell gefunden.

Immerhin hat mein Mitbewohner Michael gestern mit mir kommuniziert als er seine Pizza aus dem Ofen geholt hat. Ich glaube, drei Saetze sind Rekord! Er fragte mich, wie lange ich plane zu bleiben (falsche Frage) und ob ich viele Kurse haette. Ich habe ihm angeboten mein Geschirr zu nutzen - falls er jemals kochen wollen wuerde. Das war naemlich ein weiteres highlight des Tages: ich habe vom international office einen zusaetzlichen Topf, zwei grosse Glaeser und so was wie eine Tupperschuessel bekommen. Einem richtigen Menue steht somit nichts mehr im Wege! Sondre, der andere guy, ist offensichtlich nach drei Tagen Gjøvik gestern zurueck nach Lillehammer gefahren. Somit wird er die letzte Rolle Klopapier nicht erleben...

Trotzdem ich gestern beim Aufstehen dachte, der Tag koenne nur doof werden, kam es auch in einer weiteren Hinsicht anders als ich dachte. Wie immer mittwochs hatte ich das Treffen mit meinem electronic publishing teacher und habe zuvor die halbe Nacht darueber nachgedacht, wie ich ihm beibringe, dass ich seine Texte nicht verstanden habe. Er hat sich 1,5 h Zeit genommen um mir die basics zu erklaeren und einen generellen Ueberblick ueber das Thema zu geben. Danach rauchte mein Kopf! Er sagte auch, dass die naechsten Texte nicht mehr so informatiklastig sind sondern eher den kommerziellen Aspekt behandeln. Wow, genau mein Thema... Naja, ich bin ja hier, um mein mind zu oeffnen und auch mal ueber Dinge nachzudenken von denen ich vorher noch nie was gehoert habe?! Ich werde zu gegebener Zeit darueber berichten falls gewuenscht ;-)

Des Weiteren habe ich zwischenzeitlich den fuer das WE von der Frischluftgruppe geplante ice-fishing-trip aus genannten Gruenden auf Eis gelegt und mich statt dessen entschlossen mit allen anderen, die auch nicht mitfahren am Sonntag Schlittschuh-laufen zu gehen. Wenn ich so weiter mache, habe ich bald alle Wintersportarten durch und damit das Wochenziel erreicht!
Darueber hinaus steht lesen, lesen und lesen an. Ausserdem muessen wir fuer unser Mini-Forschungsprojekt einen kleinen Fragebogen ausarbeiten und eventuell schon mit der Befragung von unbeteiligten Passanten beginnen -> ich werde auf Euch zurueck kommen...

Dienstag, 23. Januar 2007

home, sweet home

Liebe Landratten,

hier gibt es genug Schnee für alle! Ihr müsst Euch nicht mit drei Krümeln und einer einstelligen Minuszahl zufrieden geben. Hier gibt es von allem mehr. Das spüren auch meine Nachbarn, die ich vom Schreibtisch aus prima beobachten kann. Sie sind jeden Tag mehrere Stunden damit beschäftigt den Schnee von ihrer Einfahrt zu schaufeln. Fast neidisch beäugen sie die Räumfahrzeuge, die gestern Vormittag die Straße auf- und abgefahren sind und dabei fast ebensolche Geräusche gemacht haben wie mein Nachbar von obendrüber, wenn er morgens aufsteht. Ja, das Haus lebt! Und da ich die letzten zwei Tage fast ausschließlich in meinem Zimmer saß um die +#32ß04o#+´Texte für morgen zu lesen war ich mittendrin statt nur dabei.

Die frohe Botschaft des Tages ist, dass ich Post bekommen habe :-) Gestern kam ein Brief aus Jena an und heute eine Karte aus Münster. Beides hat nur 2-3 Tage gedauert, wie ich dem Poststempel entnehmen konnte. Päckchen brauchen anscheinend etwas länger - genauer gesagt etwas mehr als eine Woche. Heute ist nämlich das erste aus Paderborn angekommen. Oder hat zumindest seinen Zielort erreicht. Was nicht mein Briefkasten oder mein Zimmer ist. Und das kam so:
Heute Mittag war ich einkaufen und auf den drei Metern zwischen Supermarkt und der Eingangstür habe ich den Briefträger abgefangen, der aus dieser gerade herauskam und den ich nur daran erkannte, dass er eine Postkiste in der Hand hatte. Auf seinem Auto stand (zur Tarnung ?) Europcar. Dann habe ich ihn gefragt, ob er auch "little packages" bringen würde und er meinte, wenn er welche hätte, würde er das tun. Ich bin dann also mit meinen zwei vollen Einkaufstüten und einem Netz Orangen unter'm Arm direkt auf meinen Briefkasten zugesteuert. Und siehe da: ein Benachrichtigungsschein. Hatte ich es mir doch gedacht! So nicht, mein Freund! Also zurück auf LOS.
Dazu muss ich ergänzen, dass die Türen, die durch ein Schloss + Schlüssel oder durch einen Code + Karte gesichert sind, immer mit einem besonderen Mechanismus aufgehen, wenn man wieder raus möchte. Im Waschkeller ist das so was wie ein fester Schlüssel von innen. Man muss also die Klinke drücken und zusätzlich das Dings betätigen, wenn man die Tür bewegen will. Sehr praktisch, wenn man in einer Hand das Waschpulver oder die Wäsche hat... Jedenfalls gibt es für die Eingangstür immerhin einen automatischen Schalter, der sich etwa in Höhe meines Kopfes befindet. Sehr praktisch, wenn man zwei Beutel und ein Netz Orangen unter'm Arm hat... Ich war also schon kurz vor Panik, weil ich dachte, dass ich den Brieffahrer nicht mehr erwische. Doch dann fiel mir ein, dass hier alle die Ruhe weg haben und ich eigentlich noch nie jemanden habe rennen sehen. (Vielleicht doch kein schlechtes Land für mich?) Das Auto stand noch da, die Kiste auf dem Sitz, was fehlte war der Typ. Weit kann er ja nicht sein, dachte ich mir, und habe ungefähr 5 Minuten an seinem Gefährt gewartet - was bei - 10 Grad in Hausschuhen kein Spaß ist! Er kam sodann aus dem REMA 1000 mit einer Schachtel Kippen (was verdienen die bei der Post?) und als ich mit dem Schein wedelte, klärte er mich auf. Das Päckchen war zu groß und ich müsste es im Post-Office abholen. Das wäre ja auch wirklich zu viel verlangt gewesen?! Also beschloss ich einen Ausflug in die Stadt zu machen.

Ich bin mit dem Bus Richtung Centrum gefahren und sah durch den Nebel den See, der leicht sonnenbeschienen war und von glitzernden Tannen umgeben und das war so bizarr und schön, dass es sich dafür schon gelohnt hatte in drei Pullovern und zwei Paar Socken aus dem Haus zu gehen. Um das richtig auszunutzen entschied ich mich auch gleich noch die Stadtbibo aufzusuchen. Hier bekam ich eine weitere Plastikkarte und den Mund nicht zu, weil ich ein Regal mit deutschen Büchern fand und sogar einen aktuellen "Spiegel". Okay, Dürrenmatt, Grass und Böll zählen vielleicht zur "Weltliteratur" aber leichte Kost für lange Winterabende ist das eher nicht. So dass ich gleich weiter zu den CDs und dann direkt zum Videoregal gegangen bin. Ausbeute: Peer Gynt (Weltkultur!), eine CD von einer norwegisch aussehenden Sängerin namens Maria Solheim und drei Filme. Ich habe mich von der norwegischen Beschriftung nicht abschrecken lassen. Stellte aber fest, dass nur der Wallander-Film englische Untertitel hat... Mal sehen, was ich daraus mache? Wahrscheinlich nur einen kurzen Video-Abend!

Anschließend bin ich in Riesenschritten zur Post gelaufen, weil ich es eigentlich nicht mehr abwarten konnte. Bei der Post angekommen eine Nummer gezogen (ehrlich), gewartet - wie in Deutschland auch... - den Passport rausgekramt, die Studentenkarte bereit gehalten und war endlich irgendwann dran. Die nette Frau am Schalter kam nach zwei Minuten mit meinem Abholschein wieder und fing an, mich irgendwas zu fragen. Ich habe ihr auf Norwegisch (!) beigebracht, dass ich nur Englisch kann (haha) und schließlich verstanden, dass ich an der falschen Adresse bin. Sprich: ich musste zu einem anderen Postamt. Warum kam mir das bekannt vor??? Ich bat die gute Frau mir den Weg zu erklären und suchte ganz vorbildlich meinen Stadtplan raus. Sie hat ungefähr drei Minuten gebraucht um mir die Stelle auf dem Plan zu zeigen - was keine Rückschlüsse auf die Größe der Stadt zulässt - und mir dann noch eine Buslinie genannt, die dort hinfährt. Zur Abwechslung hatte ich Glück, denn es war die Linie zurück zum Wohnheim und der Shop in dem sich die Poststation befindet, lag quasi auf dem Weg. So dass ich keine halbe Stunde später das Päckchen endlich in den Händen hielt und sitze nun dank Robin bei Caro-Kaffee und Nimm2s und habe nur pro forma zum ersten Mal in meinem Leben eine Kohlsuppe gekocht.

Erfreulich ist auch, dass ich beim Einkaufen heute die Augen ein bisschen weiter als sonst aufgemacht habe und Soja- sowie Reismilch gefunden habe, in Zukunft also auch meinen morgendlichen Müsliberg guten Gewissens genießen kann. Nur mit Kräutertee sieht es weiterhin schlecht aus. Keine Ahnung woran das liegt. Kann mir aber auch egal sein, denn ich habe jetzt ja Caro! Übrigens habe ich zwischenzeitlich wie versprochen auch die Kartoffeln getestet - eine Sorte namens Mandel - Ähnlichkeiten sind ausgeschlossen und diese halbiert auf's Blech gelegt. Hafez, der aus religiösen Gründen Vegetarier ist, kriegte sich gar nicht mehr ein, weil er das so lecker fand und so glücklich war, dass er sich mal nicht rechtfertigen muss.

Das mit dem Rechtfertigen habe ich in anderer Hinsicht auch (schon) satt. Sobald ich zu irgendwas "nein" sage ist die Fragerei groß ob ich denn zu gar nichts Lust hätte. Dass ich nicht vier Stunden frierend an einem Eisloch stehen will unter der Vorgabe zu angeln ist das eine. Dass ich das nicht bezahlen kann ist das zweite. Wie Ihr vielleicht wisst sehe ich zu Hause nicht so auf's Geld und lasse es mir gern gutgehen. Aber das ist hier einfach nicht möglich und ich kann froh sein, wenn ich was zu essen und ein Dach über dem Kopf habe. Wirklich. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm ist und überlege jeden Tag mehr ob ich nicht früher als im Juni zurück komme bzw. kommen muss weil das Geld für länger nicht reicht. Ich habe aber auch Katharina gebeten die Augen nach einem Job offen zu halten weil ich das begonnene Semester trotz Sehnsucht und Leiden und allem ganz gern hier fertig machen will...

Samstag, 20. Januar 2007

nichts für weicheier oder "the true norwegian experience"

Hoho liebe Warmduscher,

ich schreibe Euch nachdem ich den echten "Hinterwald" kennen gelernt habe, das tiefste Norwegen, das Nirgendwo. Wo es außer Wald und Schnee nur die Stille und die totale Einsamkeit gibt. Wo die Zivilisation weit, weit weg ist, das Wort Eiswasser noch wahrhaft seiner Bedeutung entspricht und glücklich ist, wer seine Hütte wiederfindet. Jaha, ich war ganz mutig und habe das Abenteuer gewagt. "Kein Strom, keine Dusche, kein Klo, kein heißes Wasser" konnten mich nicht abschrecken. Die Aussicht auf pure Natur und einen Original-Elch lockten. Außerdem war da noch die Sache mit dem Cross-Country-Skiing. Aber der Reihe nach.

Maria, eine unserer Patinnen, lud mich relativ spontan dazu ein, mit ihr und ihrem Freund in die norwegische Einöde zu fahren, genauer gesagt eine kleine Hütte ("cabin") vom Roten Kreuz. Es sollte kein romantisches Wochenende werden, weil ihr Freund arbeiten müsste (nämlich mit dem Schneejet Loipen in den Schnee fahren) und wenn ich wen wüsste, der noch mit will, soll ich nur Bescheid sagen. Letztendlich waren das Hafez, Bruno und ich und während wir noch darüber diskutierten ob wir nun zwei oder doch lieber nur eine Nacht bleiben sollten, hatte Maria für jeden von uns ein Paar Ski aufgetrieben, eine Packliste zusammengestellt und das Auto getankt. So sind wir also Fr-Abend in die Dunkelheit gefahren und hatten nur eine ungefähre Ahnung, was uns erwarten würde. Das war nicht so schlimm wie ich dachte... Nämlich eine kleine Hütte mitten im Wald und mitten im Schnee kilometerweit vom nächsten Nachbarn entfernt. Wir bekamen alle ein eigenes Zimmer mit eigenem Doppelstockbett und ohne eigene Heizung. Dafür war das Wohnzimmer behaglich warm, denn ein Generator sorgte dafür, dass wir Licht und Wärme hatten. Nur das Wasser kam eisgekühlt aus der Wand. Außerdem gab es da noch die Sache mit dem Klo. Das befand sich in einem kleinen Raum in der Garage und war eine Plumps-Konstruktion. Man musste also zuerst über den kalten Hof und aufpassen, dass man auf dem Weg nicht erfriert und dann hoffen, dass man sich keine Blasenentzündung zuzieht... Bis jetzt geht's mir noch gut!

Heute stand dann Langlauf an. Ich glaube, das letzte Mal stand ich auf Skiern als ich noch sehr sehr jung war. Für Hafez war es das erste Mal. Darum mussten wir ihm erst mal erklären, wie man die Ski-Stöcke richtig herum hält... Es lief aber insgesamt für alle ganz gut und wir hatten 'ne Menge Spaß. Wir hatten allerdings auch optimale Bedingungen, denn seit gestern schneit es eigentlich ununterbrochen und die Temperaturen bewegen sich um die -7 Grad. Das machte sich vor allem auf dem Rückweg bemerkbar, denn wir wollten noch einen Abstecher zu Marias Eltern machen. Also sind wir mit dem vollgepackten Auto noch tiefer in den Wald hineingefahren und Maria wurde nicht müde zu betonen, dass das das wahre Norwegen wäre wie es Touristen eigentlich nie zu Gesicht bekämen. Das Gefühl hatte ich in dem Moment auch, denn sobald ich dachte, dass hier nun wirklich kein Haus mehr stehen könne, tauchte wieder eins hinter den Bäumen auf. So auch das Haus ihrer Eltern. Ein kleines rotgestrichenes Holzhaus mit einem Traktor im Garten. Weil man so was in einer Gegend wo weder Touristen noch Schneefahrzeuge vorbeikommen eben hat um sich selbst zu helfen. Damit werden beispielsweise auch die Holzvorräte für den Winter herangeschafft.

"Mom" servierte uns homemade Pizza und Moltekrem (Schlagsahne mit einer speziellen skandinavischen Beerenart - zwei Löffel reichen...) und Marias Vater zeigte uns Bilder vom Nordkap. Da beide kein Englisch sprachen und sich ihr Freund aus irgendeinem Grund auch weigerte, übersetzte sie die ganze Zeit und versicherte uns, dass sich ihre Eltern sehr freuen würden Gäste zu haben. Das hatte ich auch verstanden ohne Norwegisch zu verstehen...

Langsam habe ich übrigens auch Wortfindungsstörungen und denke vor dem Einschlafen auf Englisch, und das obwohl erst Woche 2 ist - beängstigend!


Auf der Fahrt zurück nach Gjövik habe ich mein erstes Elch-Warnschild gesehen, aber leider keinen echten. Ich denke, das ist wie bei uns mit den Rehen und Hirschen?! Aber ich werde natürlich weiterhin die Augen offen halten.

Donnerstag, 18. Januar 2007

...und action...

Hallo zusammen,

in der Hoffnung, dass Euch der Wind noch nicht verweht hat oder ein Baum auf den Kopf gefallen ist: ich habe heute rosa Wölkchen gesehen. In echt.
Es sieht so aus als wenn die Tage wieder länger werden - hurra! Das heißt zwar einerseits, dass ich mich auch für mehr Stunden des Tages beschäftigen muss... Andererseits bedeutet es nicht, dass der Tag nach sechs Stunden vorbei ist, weil es dann wieder dunkel wird. Die letzten Tage waren zudem sehr frühlingshaft (im Sinne von sonnig, nicht "warm"), obwohl die Wettervorhersage von Firefox bis gestern Nachmittag steif und fest das Gegenteil behauptete. Dann fing es nämlich ganz wintertypisch wieder an zu schneien. Wenigstens ein Ort auf dieser Welt der nahezu "normal" ist - was das Wetter betrifft. Somit lautet die Parole für's Wochenende: Wintersportaktivitäten.

Maria, eine unserer Patinnen, hat mich dazu eingeladen, morgen mit ihr in eine kleine Hütte vom Roten Kreuz zu fahren, die sich zwischen Gjövik und Lillehammer befindet. Es gibt dort keinen Strom und kein Wasser und je nach dem wie lange wir das ertragen können bleiben wir bis übermorgen Abend oder für zwei Nächte. Sie will mich mit passenden Klamotten ausstatten und mir ein paar Langlauf-Ski ausleihen und dann soll es auf die "Piste" gehen. Eventuell kommen noch ein paar andere Studis mit, wobei ich bezweifle, dass außer mir jemand anderes bereit ist sein behagliches Heim und / oder seine Arbeit an den Master Thesis zu verlassen. Denn es gibt hier sogar Bewohner, die einen Fernseher in ihrem Zimmer haben! Ich zahle zwar ca.3 € Anschlussgebühr an das Studentenwerk kriege dafür aber nichts...
Aber wer baucht schon 'ne Glotze, wenn es Internet bis zum Umfallen gibt? Fragt bloß nicht, wie viele Stunden am Tag ich online bin! Ich lebe quasi im Netz, das Netz wohnt dafür in meinem Zimmer und in jeder Ecke der Uni (siehe Bilder von den Poolräumen bei B.) und fehlt eigentlich nur auf dem Weg dorthin.

...die machen wirklich noch eine Informatikerin aus mir. Ihr erinnert Euch vielleicht, dass ich bis gestern zwei Texte über Programmier-Algorithmen lessen sollte für das electronic-publishing-seminar, das ich als einzige besuche? Das habe ich tatsächlich gemacht und abwechselnd Fachvokabular nachgeschlagen und geflucht... Dann habe ich meinem Lehrer gestanden, dass das nicht so mein Fachgebiet ist und ich mein primäres Ziel darin sehe, Englisch zu "lernen". Da hat er gekichert und gemeint, dass die folgenden Texte auch nicht viel besser sind. Er fragte außerdem, wie viel Zeit ich damit verbracht habe und als ich sagte dass das ca.10 Stunden waren, hat er wieder gekichert. Er empfiehlt seinen Studenten sonst 15 Stunden für dieses Seminar einzuplanen - inkl. eines wöchtenlichen Termins von einer Stunde in der er mich gestern die selbe Frage in fünf verschiedenen Versionen gefragt hat, um sicherzugehen, dass ich den Textinhalt verstanden habe. Ich hatte ja schon letzte Woche das Gefühl, dass das sein Steckenpferd ist und jetzt ich es nur noch verfiziert. Insofern liegt da eine Menge Fleißarbeit vor mir, denn als er erfuhr, dass ich z.Zt. außer seinem Seminar nur "scientific methodology" habe, war das gleich ein Grund, mir noch einen Text mehr ans Herz zu legen, den ich bis nächsten Mi lesen soll. Außerdem soll ich mir ein Thema überlegen über das ich "forschen" will bzw. eine(n) Essay/Report/Hausarbeit schreiben soll. Bis Mai natürlich... Hatte ich mich vor gar nicht allzu langer Zeit darüber beklagt, nichts zu tun zu haben? Vergesst das! Ganz schnell!

Apropos. Gestern habe ich die Putzliste für unseren Flur und alle gemeinschaftlich genutzten Räume verstanden bzw. erklärt bekommen. Jede Raumnummer ist mal dran, da wir nur zu dritt sind entspricht das ungefähr jeder dritten Woche ;-) Nur meine Nummer ist erst für Woche 7 eingeteilt. Angeblich kommt donnerstags immer jemand vom Studentenwerk vorbei um das zu kontrollieren. Wer nicht geputzt hat, muss 300 Kronen Strafe zahlen (durch 8,25 werden Euros daraus) und dann macht es statt dessen eine Putzfrau. Sagten mir zumindest die Anderen. Ich muss diesen Informationen vertrauen, denn die Infos auf der vaskliste sind auf norwegisch. Einer meiner Mitbewohner meinte jedoch, dass eine Putzfrau nur kommt, wenn man Glück hat. Ich glaube, wir hatten Pech. Sondre, der außer schlafen, rauchen und Pizza essen vermutlich nicht viel mehr tut, hat seinen Dienst jedenfalls nicht verrichtet. Und wenn ich nicht zwischenzeitlich mal gesaugt hätte, wäre unser Flur wahrscheinlich mittlerweile eine Kiesgrube. Dass außer mir niemand den Müll runterbringt muss ich ja wohl nicht erwähnen?! Das Thema "WC" lasse ich besser auch außen vor. Wie gesagt: ich befinde mich im Trainingslager.

Vermutlich wäre so was wie ein Erasmus-Vorbereitungsseminar auch wirklich nicht schlecht gewesen. Nicht nur um soft skills zu trainieren sondern auch um etwas über die eigene "Heimat" zu erfahren, ein politisch korrektes Bild vermitteln zu können und sich eine Meinung zu weltbewegende Themen zu bilden. Dazu zwei Beispiele: Ein Tunesier fragte mich heute, ob ich ihm Fotos von der Stadt zeigen könnte, in der ich studiere. "Ähhh. Ich schicke dir mal einen Link". Habt Ihr Euch mal die www.paderborn.de Seite angesehen? Grausam! Vor allem die Seite mit den Sehenswürdigkeiten, die aus drei kleinen Bildchen besteht. Und für das richtige Bilderarchiv braucht man einen extra "Zugang". Paderborn überzeugt in aller Welt!
Des Weiteren habe ich heute versucht zu erklären warum so viele Menschen in Deutschland arbeitslos sind und selbst mit einem abgeschlossenem Studium schwer einen Job finden. Wie hättet Ihr das gemacht? Ich habe mal wieder festgestellt, wie fremd mir Welten sind, in denen die Menschen nicht schwimmen lernen, weil sie nicht nur sprichwörtlich in der Wüste leben und noch nie von Klimawandel und Globalisierung gehört haben, weil sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind oder damit für ihre Interessen zu kämpfen. Ich weiß, das klingt hart. Insbesondere, weil sie offensichtlich etwas dagegen unternehmen, indem sie sich im Ausland weiterbilden. Aber insbesondere hier ist es sehr schwer seine Herkunft zu verleugnen. Auf der anderen Seite sind das auch gerade die Menschen, die am fröhlichsten und am herzlichsten sind und betonen, dass wir uns gar nicht so unähnlich sind. Das kriege ich in meinem Kopf einfach nicht zusammen.

Für das "scientific methodology"-Seminar sollten wir uns heute in Gruppen zusammentun um ein gemeinsames research-project in Angriff zu nehmen. Da haben Ondro (Slowenien), Barbora (Tschechien), Hafez (Palästina), Salahee (Palästina) und ich schnell mal schnell eine internationale Delegation gebildet und ich bin gespannt, ob sich das bewährt. Vermutlich aber schon. Denn außer uns gibt es in dem Kurs nur sprachlose Norweger. Der Lehrer, der ürbrigens wie ein Seebär oder echter Nordmann aussieht, sagte, dass unserer Fantasie keine Grenzen gesetzt sind und der Spaß im Vordergrund stehen soll. Ich bin sicher, dass wir den haben werden und freue mich schon auf die Themenfindung ;-)

By the way: die technischen Fehler hören NATÜRLICH auch fast am Ende von Woche 2 nicht auf. Ich wollte mir heute die Folien zur Vorlesung downloaden, wofür es einen extra-Account gibt. Ich konnte mich auch einloggen. Aber meine Kurse wurden nicht angezeigt... So dass ich direkt ins international office gelaufen bin und man mir dort versprach, sich darum zu kümmern. Außerdem bekam ich die Info, dass ein neuer Student aus Frankreich heute in unserem Wohnheim ankommt und wir ihn ja begrüßen könnten. Ich glaube, das haben die Anderen direkt übernommen, denn er ist heute Abend gleich zum Trinken eingeplant. (Nein danke, ich setze gern eine Runde aus und bin froh, wenn ich nur alle drei Tage 40€ für feste Nahrung im Supermarkt lasse statt für einen Abend auszugeben.)

Obwohl ich mir eine Monatskarte für den Bus gekauft habe, bin ich inzwischen dazu übergegangen, mehr zu laufen aus Angst, dass aufgrund des Junkfoods, mangelndem Radfahren und ewigem Sitzen eine Tonne aus mir wird. Für die Sportkurse muss man leider was bezahlen und Volleyball ist beispielsweise donnerstags von 21-22.30 Uhr also mitten in der Nacht. Immerhin habe ich Gesellschaft, denn irgendwer schließt sich immer an und heute Morgen gab es rosa Wölckchen gratis dazu.
Die generelle Lage ist nach wie vor so was wie "ganz ok". Das betrifft das Vollkornbrot genauso wie das Wetter oder meine Stimmung. Ich bin noch nicht so ganz über das L'Auberge-Espagnol-Film-Klischee hinweg und auch nicht vollständig hier angekommen. Aber es könnte schlimmer sein und schließlich habe ich es ja so gewollt?

Dienstag, 16. Januar 2007

erst die arbeit, dann das vergnügen

God dag!

Freut Ihr Euch auch den ganzen Tag darauf, abends endlich was Schönes tun zu können? Ich auf jeden Fall! Habe mich bis eben durch meinen zweiten Text gequält, den ich für morgen lesen sollte - eine Abhandlung über Algorithmen mit denen man grafische Objekte nicht-linear verkleinern kann. Ich habe dementsprechend ca. 1000 mal das Gefühl gehabt, nur Bahnhof zu verstehen und das falsche studiert zu habe. Sollte es den Norwegern etwa doch noch gelingen, eine Informatikerin aus mir zu machen??? Ich hoffe nicht! Und mit dieser Art von Wissenschaft wird ihnen das auch garantiert nicht gelingen!
Da das aber zumindest eine tagesfüllende Tätigkeit war, ist sonst wenig passiert und ich habe schon überlegt, ob ich heute überhaupt was schreiben soll. Dafür bin ich dann aber doch zu sehr Kulturwissenschaftlerin und habe da mal was vorbereitet ;-)

Spaß beiseite. Sicherlich ist es bei Euch auch so, dass Euch Dinge durch den Kopf gehen und Ihr Euch vornehmt, sie bei nächster Gelegenheit zur Sprache zu bringen? Ich schreibe mir seit neustem auf der Rückseite meiner Einkaufsbons Stichwörter auf, die ich hier näher ausführen will. Das sind nicht immer die großen Themen dieser Welt, aber Themen, die mir in meiner Welt über den Weg laufen. Heute steht da beispielsweise "Toten".
??? steht nun vielleicht auf Eurer Stirn. Als ich das zum ersten Mal im Reiseführer gelesen habe, ging es mir ähnlich. Aber dann musste ich doch kichern. Denn so heißt die Region, in der ich mich befinde und nahezu alles wird damit zu den schönsten Wortkreationen kombiniert. Eine Kostprobe? Gern. "Willkommen in Gjövik Land Toten". Es gibt hier z.B. das Toten-Golf, Totens Sparebank, Sillongen Toten Hotel oder Toten Tur. Ich hoffe, der Name ist in diesem Fall nicht gleich Vorbedeutung?!

Bedeutendes ist mir zwischenzeitlich, wie gesagt, nicht passiert. Obwohl ich ja immer versuche bedeutend zu sein. Das ist nur nicht so einfach. Zum Mittag war ich jedenfalls bei Florian (aus Tirol) zum Lasagne-essen eingeladen. Bei den anderen internationals ist er berühmt dafür und diese waren auch heute davon begeistert. Für mich hat er übrigens zum ersten Mal eine vegetarische Variante gezaubert. Ich habe einen Salat beigesteuert und hatte auch eine Premiere, denn ich habe dafür um ersten Mal dieses abgepackte Zeug gekauft. Auch das schmeckt - wie zu erwarten war - nach nichts. Da halfen auch Paprika, Gurke und das fertige Essig-French-Dressing nicht wirklich. Ich dachte bisher, schlimmer kann es hinsichtlich des Essens nicht werden, aber offensichtlich gibt es doch immer noch Steigerungstufen nach unten... So habe ich mich bisher auch nicht getraut Kartoffeln zu kochen, denn die sehen schon von weitem aus als wenn sie nur enttäuschend sein könnten. Ewig kann ich mich natürlich nicht davor drücken. Auf die Dauer ständig nur Nudeln, Reis etc. ist nicht das Wahre und auch sehr einseitig. Deshalb freue ich mich schon jetzt auf den Sommer in Deutschland, das Einkaufen auf dem Markt und den Geschmack von grundlegenden Dingen!
Bis dahin probiere ich mich durch das norwegische Sortiment - als nächstes ist dunkel aussehendes Sonnenblumenbrot dran - und füge Euch Beweise an diesen (Test-) Bericht. Mein Frühstück (Sägespäne als Knuspermüsli getarnt mit Milch und Birnen), mein Nachtisch, der Blick aus meinem Fenster und mich (vorher). Ich bin nämlich auf die glorreiche Idee gekommen mit meiner Webcam ein paar Snapshots zu machen...

Heute Mittag waren auch zwei Mädels aus Lillehammer zu Besuch. Eine von ihnen kommt aus dem Ort in dem ich geboren wurde, die andere ist weitläufig mit einem der palästinensischen Studenten (Hafez) verwandt. Mehr brauche ich zum Thema "die Welt ist auch hier nur ein Dorf" ja wohl nicht zu sagen?
Inzwischen habe ich von den Anderen auch erfahren, dass man in Norwegen kaum mehr als vier Kurse pro Semester auf dem Stundenplan hat. Und als wäre das nicht genug sollen auch die Prüfungen sehr einfach sein... Da frage ich mich, wie es den Skandinaviern gelingt, so gut in den PISA-Studien abzuschließen? Wobei - da werden ja die schulischen Leistungen erhoben?! Erklärungsversuche bitte auf dieser Seite als "Kommentar".

Skål!

Montag, 15. Januar 2007

...neues vom kriegspfad

Hallo liebe Fangemeinde,

eigentlich hatte ich gestern ja beschlossen, dass alles besser wird. Es schien auch so als ob das gut möglich ist. Denn gestern Abend hat Bruno - wie auch immer - das MSN-Ding geknackt und nun geht es plötzlich! Da fehlten selbst mir die Worte...

Aber ich hatte die Rechnung ohne den Montag gemacht. Der ist hier genauso komisch wie anderswo auch. Sprich: man würde gern weiterschlafen, hat keine Lust aufzustehen, draußen ist es dunkel und kalt und je länger der Tag dauert desto skurriler wird er... So auch heute. Ich habe wüst geträumt und hätte den Wecker am liebsten an die Wand geworfen und bin mit den Jungs im Bus zur Uni gefahren weil uns der Wind sonst vermutlich weggeweht hätte.

Auch das Desaster mit der Technik setzte sich fort. Wie gesagt hatte ich (bzw. meine Mutter) mal wieder so ein lustiges Formular vom Auslands-Bafög-Amt bekommen (das Spiel spiele ich seit September ohne zu wissen, ob ich je das Ziel erreichen werde). Das wollte ich heute an der Hochschule ausdrucken. Jeder Student hat 600 Ausdrucke pro Semester frei und ich wollte einfach mal einen Anfang machen. Wo ist der Fehler? Genau! Wollte. Einfach. Es ging damit los, dass ich nicht in den Computerraum reinkam, weil ich meinen PIN-Code nicht parat hatte. Also musste ich auf Barbora warten, die mich hineinließ. Dann habe ich das PDF geöffnet und bin auf "print" gegangen, wobei ich noch erwähnen sollte, dass die Tastatur norwegisch beschriftet ist und die Programme alle in Englisch sind.
Erstes Problem: da ist ja gar kein Drucker angegeben. Ondroj hat mir also gezeigt, wie man mit den printer-settings aus den 10000 Druckern, die es in der Hochschule anscheinend gibt, den richtigen auswählt. Gut. Weiter. Mit Warten, dass die Daten an den Drucker übermittelt werden....ja....hmmm....so ähnlich.... Ich habe es echt versucht. Aber es ging "einfach" nicht. Also versuchte sich als nächstes ein Einheimischer. Der installierte einen anderen Drucker und gab mir den Hinweis, dass ich am Drucker selbst zwei Mal den grünen Knopf drücken muss. Das hatte ich verstanden und versuchte es weiterhin. Aber auch weiterhin ohne das gewünschte Ergebnis. Nachdem ich 45 min damit zugebracht hatte, bot mir Ondroj an, von seinem PC aus zu drucken. Das habe ich gemacht - waren ja nur zwei Seiten - und war einem Nervenzusammenbruch nahe...

Nach dem Essen bin ich daraufhin - mal wieder - zum IT-Service gelatscht, der sich auch in dieser Uni am Ende der Welt, nämlich im hintersten Kellerwinkel befindet. Das nette Mädchen hinterm Tresen hatte zwar eine Reihe von Ideen, woran es liegt (ich zitiere / freie Übersetzung): "Hast du dies und das hier und dort schon freigeschaltet?" What? Es gibt ungefähr 27 Stellen auf der Uni-Homepage, wo man sich einloggen und irgendwas auf Norwegisch erkennen kann. Wenn man weiß, was. Mit etwas Glück gibt es auch englischsprachige Infos. Aber ich komme vom Thema ab: sie kam auch nicht weiter und reichte meinen Studienausweis an einen kleinen blassen Informatiker (Kellerkind) weiter, der damit hinter der Wand verschwand. Nach 5 min kam er wieder und nuschelte so was wie "should work now". Und siehe da: it did work als ich es das nächste Mal probierte. Na also, manchmal brauchen Erfolgserlebnisse ein bisschen länger!

Ansonsten habe ich mich heute durch meinen ersten englischen Fachtext mit dem spannenden Titel "Breed Better Banners - design automation through online interaction" gewurschtelt. Da ich mit meinem Prof am Mi darüber sprechen soll, und dieser letzte Woche ganz euphorisch war, was dieses Thema betraf, muss ich mir dringend noch überlegen, was ich diplomatisch korrekt antworte...

Das gleiche ist vermutlich sinnvoll für die Standardfrage der zuweilen sprechenden Norweger danach, wie man denn Norwegen finden würde. Ähhh ja, Gjövik ist nicht des Landes beste Seite, oder?! Im Zweifelsfall über das Wetter reden. Das wird auch hier gern und viel gemacht. Zwar behauptet die Vorhersage von Firefox nach wie vor standhaft, es würde schneien. Aber ich wusste ja schon vorher, dass die lügen. Es ist kalt aber trocken. Zumindest nachmittags. Dann scheint sogar die Sonne auf die riesigen Schneehaufen am Straßenrand. Morgens und nachts bläst der Wind um die Häuser und wenn ich einen Hund hätte, würde ich den nicht vor die Tür setzen. Andererseits ist einer meiner Nachbarn gestern in Shorts (!) zum Rauchen auf den Balkon gegangen... Als ich ihm nachrief, er wäre aber mutig, sagte er "nein, ich bin nur verrückt"... Übrigens ist in den Kneipen und anderen öffentlichen Gebäuden das Rauchen verboten!

Was ich auch sehr angenehm finde ist das norwegische Motto: Ting tar tid - Gut Ding will Weile haben. Nirgends wird gedrängelt (außer an der Theke), am Zebrastreifen halten die Autofahrer immer an und ich habe noch niemanden erlebt, der Hektik verbreitet hätte.
Abgesehen davon, dass sich das Studentenwohnheim neben zwei Blocks befindet, in denen angeblich vor allem ältere Leute wohnen, komme ich mir manchmal vor wie im Altersheim. Es ist fast Pflicht mit den anderen Internationals laut, deutlich und in möglichst einfachen Wörtern zu sprechen. Damit will ich nicht sagen, dass ich in der Lage wäre ein eloquentes Englisch zu sprechen. Aber sobald du ein Wort ins Spiel bringst, dass nicht so gebräuchlich ist, musst du es lang und breit und anders erklären. Zum Beispiel budgie, das Wort für Wellensittich, das ich in der 5.Klasse so ziemlich als erstes gelernt habe damit ich sagen kann, was für Haustiere ich habe ;-) Fragt mich nicht, wie wir darauf gekommen sind. Aber erklärt das mal jemanden der keine Ahnung hat wovon die Rede ist! Ich glaube, im Tabu-spielen wären wir alle großartig...

Als Ergänzung zu gestern habe ich heute in der taz einen schönen Artikel über Packungsaufschriften gefunden. Wenn er nicht so lang wäre, würde ich ihn hier reinkopieren. Grob zusammengefasst sagt der Autor, dass die Produkttexte von Schreiberlingen im Kellerverlies einer Firma verfasst werden, die es nicht in die Werbebranche geschafft haben. Sie verfassen dort irgendwelchen abstrusen Müll, der weder von den Konsumenten noch von den Herstellern gelesen wird. "Heißt Globalisierung jetzt, dass man auch so schreiben muss, als käme das Produkt aus Taiwan?"
Da war ich wieder froh, dass ich nicht verstehe, was im "Kleingedruckten steht. Manche Wörter sind sehr ähnlich oder auch bekannt (siehe smörre-bröd), aber wenn sich neben dir zwei Norweger unterhalten, kannst du eigentlich beruhigt weghören, denn du verstehst sowieso nichts. Somit ist mein neuer Leitsatz: "Abschalten können Sie woanders." Was nicht zugleich bedeutet, dass ich den Ohrwurm der letzten Tage "you better watch out" aus meinem Kopf rauswerfe. Denn das gilt nach wie vor. Vor allem hinsichtlich der so genannten Tücken des Alltags!

Sonntag, 14. Januar 2007

es kann nur besser werden

Hallo liebes Tages-Buch,

manchmal zweifle ich an mir selbst... Zur Zeit ist das besonders schlimm und ich mache mir ernsthaft Sorgen über meinen geistigen Zustand. Zum Glück kann ich das wenigstens darauf schieben, dass hier quasi nichts "normal" ist - nicht mal mein Verhalten oder Denken. Als vor ein paar Tagen eine Einladung vom Akademischen Auslandamt ankam für eine Auslands-Vorbereitungsveranstaltung habe ich noch gedacht: erstens seid ihr zu spät, denn ich bin schon da und zweitens will ich ja nicht eine völlig fremde Kultur eintauchen. Doch ich muss zugeben, dass ich mich da etwas geirrt habe.

Beispiel 1: Der Müllcontainer und die Mitbewohner

Um mich bei meinen Wohnraumpartnern gleich beliebt zu machen, habe ich vorbildlich den Müll mit runtergenommen. Ja, und? Ja, und dann stand ich vor den Containern und war überfordert. Man stelle sich das Ding so vor: wie ein Container für Schutt nur mit einem Deckel. Also vor allem groß und mächtig und nicht zu bezwingen, denn ich habe ihn natürlich nicht aufbekommen, weil er mit einem Schloss gesichert war. Als ich die Jungs später in der Küche traf, habe ich direkt mal gefragt. NATÜRLICH gibt es einen Trick. Nämlich eine Klappe an der Seite, die man nur aufzuschieben braucht.... Die haben vermutlich heimlich herzhaft über mich gelacht und denken jetzt erst recht, dass ich einen an der Klatsche habe. Denn Nummer 1 namens Sondre habe ich am Mo in zwei Sekunden und halb nacktnackt auf dem Flur kennen gelernt und schnell was auf Englisch zurecht gestammelt. Als ich abends Nr.2 "Michael" traf und mich vorstellte, sagte ich, dass ich Nr.1 auch schon kenne. Der stand daneben und fing erst mal an zu kichern, weil ich ihn nicht wiedererkannte...

Beipiel 2: Die Buskarte (weniger lustig)

Ich habe mir eine Monatskarte gekauft und habe diese die letzten Male im Bus immer artig dem Fahrer gezeigt wie alle anderen das auch taten. Bis mir Bruno gestern erklärte, dass man die Karte an so einen kleinen Automaten halten muss damit die Fahrt abgebucht wird. Woher soll man das wissen?

Beispiel 3: Wo ist ...? (überhaupt nicht lustig)

Ständig suche ich Dinge, die ich zehn Minuten vorher schon in die Tasche gesteckt habe und bin kurz vor'm Druchdrehen, weil es sich meist um eine Karte handelt. (Es gibt für alles Plastik: zum Waschen, als Studentenausweis, für den Bus) Dabei ist mein Zimmer wirklich nicht groß und es gibt wenig Möglichkeiten, wo sich etwas befinden kann.

Aber keine Angst, ich bin noch nicht ganz verloren, denn ab und zu habe ich auch "helle" Momente. "Ohh, du weißt wie man Pizzateig macht?" Jaaaa, weiß ich. Das ist meine leichteste Übung. So zeige ich nicht nur den Norwegern, was eine Küche ist, sondern auch den anderen Internationals was "deutsche Gastlichkeit" bedeutet. Die Welt zu Gast bei Freunden, Teil II, sozusagen. Ich bin froh, dass ich denen wenigstens nicht erklären muss, dass man auch ohne Alkohol Spaß haben kann. Damit habe ich vorweg genommen was der gestrige Programmpunkt war - nämlich Pizza backen. Wie immer war es zu viel, denn wir hatten zwei Bleche zu fünft, so dass wir heute Reste essen konnten.

Nachdem ich Anfang der Woche für meine Eierkuchen ein Mehl gekauft habe, das sehr "substanziell" wirkte und wie Sägespäne war und der Kuchen, den ich aus dem Rest machte ebenso schmeckte, habe ich aus meiner Erfahrung gelernt und ein rein-weißes Weizenmehl gekauft. Ich habe aber auch das Gefühl, dass die Brötchen und das Brot daraus gemacht werden, die ich in Ermangelung von Vollkorn-Brot gekauft habe. Ich war ganz stolz, dass ich nicht ausschließlich Weißbrot esse und auch damit den merkwürdigen Ernährungsgewohnheiten der Einheimischen trotze. Aber mal ehrlich: das schmeckt nicht wirklich und mein Magen rebelliert auch.
Leider sind die Alternativen entweder sehr weiß, sehr süß oder sehr fertig. Jetzt, da ich viel mehr mit den Augen, also anhand der Produktverpackung kaufe, fällt mir auf, wie "basic" ich mich zu Hause ernähre... Ach ja, hatte ich erwähnt, dass unsere Küche keinen Toaster hat? Hauptsache drei Bleche für den Ofen... Inzwischen habe ich aber auch eine super Schokolade mit Daim-Stückchen gefunden und beschlossen, diese zu meinem Grundnahrungsmittel zu machen ;-)

Gestern schien übrigens die Sonne (natürlich nur bis um 3) und da ich dachte, dass es dann auch "warm" ist, habe ich Bruno zu einem Spaziergang um den See bequatscht. Ich glaube, wir sind ca.2 km gelaufen. Ab da konnte ich das Gejammer "meine Füße sind so kalt" nicht mehr erstragen und musste ihm gemäß Deal in das hiesige Einkaufszentrum "CC" folgen. Der Mann ist vermutlich ein besseres Mädchen als ich: liebt shopping, isst eine Menge Dinge nicht, ist Muttis Bester usw. Aber ich will nicht lästern. Ich fand es schrecklich, er fand's toll und will sich am Mo endlich vernünftige Schuhe kaufen. Drei Kreuze! @Mutti, ich bin mit meinen Boots total zufrieden. Die sind warm und dicht und alles...

Da ich gestern bis (um) 1 den Blog-Bericht geschrieben habe (die Zeitanzeige lügt übrigens ein bisschen...), bin ich den Tag langsam angegangen. Da es von drinnen sehr dunkel, kalt und windig aussah, hatte ich vor, lieber mal meine "Post" zu bearbeiten. Denn vor allem das Bafög-Amt schreibt gern und viel ;-(
Doch ich hatte mit Barbora und Bruno vereinbart, dass wir mal den Hügel hochlaufen. Und die Beiden kannten kein Pardon. Aus diesem Grund gibt es für Euch nun wieder ein paar Winter-Bilder auf die Ihr gern neidisch sein könnt. Denn mittlerweile ist der Schnee so festgetreten, dass man relativ stressfrei darauf laufen kann und nur wenig Angst haben muss, sich auf den Rücken zu legen. Insofern: Entwarnung.

Nichts desto trotz ist es komisch, die Geschichten aus PB und von anderswo zu hören. Das Leben geht eben einfach ohne mich weiter... Und ich habe hier ein Leben, das momentan daraus besteht einen Tag nach dem anderen herumzukriegen. Ich weiß, ich bin da zu ungeduldig. Ich wollte damit auch nur sagen, dass es seltsam ist. Versteht irgendwer, was ich damit sagen will? Vermutlich habe ich einfach nur zu viel Zeit zum Denken?!

PS: Bei Bruno gibt es heute einen exklusiven Einblick in die Sanitäranlagen ;-)

Samstag, 13. Januar 2007

neue wege, die ich noch nicht hatte

Hallo allerseits,

wie Ihr sehen könnt, gibt es jetzt auch HIER Bilder...Ich habe fast eine Stunde gebraucht, um herauszufinden, wie man die wieder löscht falls man das falsche erwischt hat...eine Wissenschaft für sich... Und ich dachte, ich würde ein bisschen was von HTML verstehen...?! Und fragt bloß nicht, wie man das dann noch minimiert. Mit dem Mac. Das ist eine komplett andere Welt! To much, you know?!

Zu diesem Thema kann ich auch gleich meine Geschichte mit dem MSN-messenger zum besten geben. Wobei es dazu gar so nicht viel zu sagen gibt. Außer, dass MEIN Zugang nicht funktioniert. Ich konnte das Ding downloaden. Ich konnte mir einen Hotmail-Zugang holen und dort auch mails checken. Aber ich kann nicht chatten. Nirgends - falls irgendwer denkt, das würde am Mac liegen - denkste - alle anderen können sich einloggen und es funktioniert. Nur ich nicht... uähhh. Dabei hat das hier JEDER und ich wollte doch so gern sein wie alle anderen... (Nicht, dass ICQ, Skype, ichat und zwei Mailadressen genug wären). Naja, ich habe es jetzt jedenfalls erst mal aufgegeben - und lebe noch ;-) )

So, dann ein kurzer Kommentar zu dem hässlichen Hochhaus. Das ist mein Studentenwohnheim (bevor es geschneit hat). Wie Ihr sehen könnt, befinden sich unten die heiligen Hallen des Rema 1000, geöffnet werktags von 9-21 Uhr und samstags von 9-20 Uhr. Davon träumt Ihr in Deutschland... An der linken Seite im 5.Stock befindet sich übrigens mein Zimmer.

Apropos Deutschland: immerhin ist die Sehnsucht nach vertrauten Dingen inzwischen so groß, dass ich mir jeden Tag Radio EinsLive gönne. Irgendwie kann ich mich nicht an die Informationsbeschaffung per Web gewöhnen (nein, Spiegel-online ist immer noch nicht meine Startseite), so kriege ich wenigstens ein bisschen was mit. Die digital-taz hat mir außerdem verraten, dass Thema Nr.1 gerade die Christiansen-Nachfolge ist........Gut, dass das hier niemand weiß und ich statt dessen die wirklich wichtigen und weltbewegenden Themen auf den Tisch kommen. Die palästinensische Fraktion hat beispielsweise noch nie was vom Klimawandel gehört...

In addition to that: die Norweger sind so verschwenderisch wie sie wortkarg sind. Plastiktüten bekommt man überall hinterhergeworfen, die Heizung läuft immer auf voller Pulle, das Licht brennt unentwegt usw. So was macht mir echt Angst! Wir können doch nicht allein die Welt retten?! Und wenn nicht mal die ach-so-fortschrittlichen Skandinavier Umweltschutz betreiben will ich gar nicht wissen, was in anderen Teilen der Welt abgeht!
Und wenn ich schon bei Klischees bin: wer sagte noch mal, die wären alle so groß und gutaussehend...? Das ist wirklich nicht wahr! Die, die ich bisher kennen gelernt habe waren fast ausnahmslos kleiner als ich, pickelig, blaß und vor allem sehr besoffen.

Womit ich zum Thema "Donnerstag" komme. Da war ja diese Geschichte mit dem Trinken angesagt. Vorher hatte es aber den ganzen Tag geschneit und wir haben den Fehler gemacht, in die Stadt gegangen zu sein. "Wir" waren in diesem Fall Bruno, Katharina und ich. Katharina ist meine Patin hier. Sie hat mich zum Beispiel vom Bahnhof abgeholt und mir ein paar Küchensachen geliehen. Dafür bekommt sie CreditPoints von der Hochschule ;-) und natürlich meine ewige Dankbarkeit...

Also, wir sind gegen Mittag Richtung Stadt gelaufen um bei der Polizei eine Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen, die man braucht, wenn man sich länger als drei Monate in Norwegen aufhalten will. (Wer kann sich das leisten????) Kaum waren wir in der Einkaufsstraße angekommen, bin ich dermaßen ausgerutscht, dass ich wie ein Maikäfer auf dem Rücken lag. Ich bin ja wahrlich nicht so zart besaitet, aber das tat richtig weh. Vor allem fand ich es fies, dass man das Eis unter dem Schnee nicht sehen konnte. Das ist nämlich immer noch dort. Dann war ich natürlich doppelt vorsichtig, aber das nützt eigentlich nichts, weil man nie weiß, wo die Wege mal gestreut waren und wo nicht.

Der neue, ca. 5cm dicke Schnee war allerdings auch eine coole Sache um schneller von A nach B zu kommen, hier: vom Studentenwohnheim zum (Studenten-) Huset. Das Huset ist so was wie ein Klub, der sich in einer Art Scheune in der Nähe der Uni befindet. Also haben wir zusammen mit ein paar Norwegern hier in einer der Küchen (sehen alle gleich aus...) vorgetrunken (die nennen das "Vorspiel") und haben uns gegen 11 auf den Weg gemacht. Ihr erinnert Euch: der Weg führt "downhill". Das ist der Grund weshalb wir uns ein paar Plastiktüten unter den A... geklemmt haben und so richtig ab auf die "Piste" gingen... Ich glaube, das war das Beste am ganzen Abend. Denn die Musik war echt bescheiden - irgendwas Club-mäßiges und ich war überhaupt nicht in der Stimmung zu tanzen. Im Gegensatz zu den Einheimischen, die gut dabei waren...
Da Bruno am Fr-Vormittag einen Termin an der Uni hatte, sind wir gegen 2 allein zurückgelaufen und ich habe am nächsten Tag bis 12 geschlafen und eigentlich nichts gemacht. Ich glaube, das viele Laufen, die Luft und alles machen mich völlig fertig.... Leider hat das Klima aber (noch) keine Auswirkungen auf meine Haut. Eher im Gegenteil: Die Aufregung usw. war wohl zu viel und vermutlich fehlt mir das Sonnenlicht, denn ich muss mich wieder kratzen und ohne die Anti-Allergie-Tabletten wäre es sicherlich noch schlimmer. Aber auch das wird sich zeigen. Angeblich ist es hier übrigens bis März schneesicher, wobei auch die Norweger diesen Winter als "strange" empfinden. Das kann auf jeden Fall noch heiter werden!

Freitag, 12. Januar 2007

ich blogge also bin ich

Ja, ich habe mich überzeugen lassen: lieber ein Blog ohne Bilder als eine mail mit vielen Wörtern ;-) Das Arrangement mit Bruno hat eben nicht die gewünschten Früchte getragen... Aber vielleicht kann ich ihm ein paar Bilder abschwatzen. Bis dahin müsst ihr mit seiner Auswahl vorlieb nehmen!

...und ich teste mich solange durch diese Umgebung hier...

...endlich online...

Hallo Ihr Daheimgebliebenen,

first of all: alles ist gut! Auch meine Laune. Noch kein Heimweh in Sicht und die Sehnsucht hält sich in Grenzen.
Ich weiß nur nicht so genau, wo ich anfangen soll zu erzählen. Am Besten ihr macht euch vielleicht ein Bild. Da ich ja aber keine Digicam habe, wird das schwierig und ihr müsst mit sprachlichen Bildern vorlieb nehmen... Aber auch das nicht ganz. Der folgende Link gehört zum blog von Bruno aus Portugal, der vor ein paar Tagen hier mit mir ankam. Ich habe ihm gesagt, wenn er auf Englisch weiterschreibt, mache ich "Werbung" für ihn ;-) Ergebnisse jedenfalls siehe: http://umportuguesnanoruega.blogspot.com
So viel zum Vorwort...

Thema 1) Das Wetter

Seit heute Nacht ist es saukalt - selbst für meine Verhältnisse. Als ich am So ankam hatte es gerade geschneit, ungefähr so viel, dass es zum Schneemann-bauen reicht. Dann hat es mehr oder weniger zwei Tage lang geregnet und (trotzdem) die Soße ist gefroren.... So viel Eis auf einen Haufen habe ich noch nie gesehen. Obwohl fast überall und immer Kies gestreut wird, kann man sich eigentlich nur mit gaaanz kleinen Schritten fortbewegen. Ich kenne dementsprechend verschiedene Wege zur Hochschule und je nach Wetterlage dauert es 20, 30 oder mehr als 45 min dort hinzukommen, denn Gjövik liegt zwar am größten Binnensee von Norwegen, aber hügelig ist es trotzdem...

Das führt mich zum Thema 2) Das Zimmer im Studentenwohnheim

...befindet sich auf'm Berg während sich das so genannte Stadtzentrum direkt unten am See befindet. Ich wohne im 5.Stock, leider mit Blick nach hinten raus und nicht zum Mjösa. Ich sitze also wie auf dem Präsentierteller, denn der Berg ist mit Häusern zugebaut :-( Aber es gibt einen Supermarkt, der alles zu haben scheint (vor allem sehr komfortable Körbchen, die man wie einen Rollkoffer hinter sich herziehen kann) und einen Waschsalon im Haus. Mein Zimmer hat die Größe einer Gefängniszelle und einen vermutlich ebensolchen grünen (!) Linoliumfußboden. So richtig zum Wohlfühlen... Die Küche, die Nasszelle und das Klo (alle fensterlos) teile ich mir mit zwei wortkargen norwegischen Jungs, die offensichtlich nur von Zigaretten leben. Im Kühlschrank haben die jedenfalls außer 6 (!) Dosen Thunfisch nichts.
Die Küchenausstattung besteht übrigens aus einer Pfanne und einem Topf, je zwei Tellern, zwei Minitassen und zwei Minigläsern, ein nicht-schneidenes Fleischermesser und so etwas ähnliches wie ein Pfannenwender. Das ist so furchtbar! Kann das jemand außer Mirjam nachvollziehen? Wie soll ich so vernünftig kochen? ICH WILL ZURÜCK IN MEINE KÜCHE!
Im Haus wohnen aber auch alle anderen internationalen Studenten. Das sind zur Zeit zwei Jungs aus Palästina, eine Tschechin und ein Slowake, ein Tiroler und besagter Portugiese. Ich glaube, wir haben schon so was eine heilige Allianz gebildet... Sie helfen wo sie können, lachen auch über die merkwürdigen Essgewohnheiten der Einheimischen (Pizza, Pizza, Pizza) und morgen wollen wir zusammen "vorglühen". Denn donnerstags ist angeblich immer Trinken im Studentenhaus ("hysett") angesagt. Wobei ich nicht weiß, wie man sich das JEDE Woche leisten kann. (Zumindest wenn ich wirklich betrunken sein will) Denn alles hier ist noch teurer als ich dachte :-(
Die Idee mit dem Rad-klauen habe ich auch zu den Akten gelegt, weil ich vermutlich selbst bei vereisten Straßen drei mal schneller zu Fuß die ganzen Berge / Hügel / Anhöhen heraufgeklettert bin...

Thema 3) Mein Briefkasten, meine Existenz

Schickt! Mir! Post! Es ist sehr deprimierend jeden Tag absolut nichts im Briefkasten zu haben. Nicht mal Rechnungen. Oder Päckchen, die für meine Mitbewohnerin sind. Ich brauche außerdem dringend Wandschmuck in Form von Postkarten sowie Waren des täglichen Gebrauchs (Tee, Schokolade, Kekse, Knuspermüsli, Gemüsebrühe, Käse, Taschentücher, Samba, Nimm2s etc.) Dafür gibt es dann im Juni zollfreien Tequila und Pitu für alle ;-)
Und falls ihr mich jemals besuchen kommt oder auch mal so ins Ausland fliegt, lasst euch zwei Dinge gesagt haben.
1. nimm nur so viele Taschen mit, wie du allein auch wirklich tragen kannst (zwei Meter zählen nicht) und die durch ein Zugabteil passen! 2. fliege keinesfalls mit Übergepäck, das wird sonst sehr sehr teuer! Ja, ich spreche aus Erfahrung!

Und für's Protokoll / die Planung: Robin besucht mich in der ersten Märzwoche. ALLEIN.

Thema 4) Die Hochschule -> www.hig.no

Man nehme ein beliebiges Dreieck: eine Ecke ist mein Heim, eine weitere Ecke die "Stadt", die dritte Ecke die Hochschule. Preisfrage: Was mache ich nach schlafen und essen prozentual am häufigsten?
Heute Mittag gab es Rentierburger... Und wenn ich daran denke, dass ein Essen, das ungefähr so wie in der Mensa Essen 1 schmeckt, umgerechnet ca. 5,80 kostet, wird mir sowieso schlecht. Aber der Cappuccino ist ganz gut und bezahlbar und die nette Atmosphäre auch inklusive. Alles ist sehr modern und überall stehen Computer sowie 1 Mio. Arbeitsplätze zur Verfügung. Ein Traum...vor allem, wenn man sich viel selbst erarbeiten soll.
Wie gesagt, die Norweger sind nicht sehr herzlich aber dafür sehr hilfsbereit. Alle werden geduzt und einen Kurs besuche ich ganz allein dieses Semester. Der Professor (?) hat nur für mich heute dementsprechend einen einstündigen Vortrag zum Thema "Electronic Publishing" gehalten und eine Kurz-Einführung in genetic algorithm gegeben. Nie davon gehört, aber nicht uninteressant. Er meinte zwar, dass ich den Informatik-Teil ignorieren soll, hat mir aber gleich eine Masterarbeit in die Hand gedrückt, die zur Hälfte aus irgendwelchem Code besteht. Jedenfalls soll es irgendwie um Design von Seiten in verschiedenen Seiten gehen. We will see. Bis nächsten Mi soll ich zwei Texte gelesen haben und ihm eine Zusammenfassung geben. Ich hoffe, leo.org hilft mir dabei ;-) Außerdem muss ich dringend mein basic-English bis dahin aufpolieren, um mich wissenschaftlich korrekt ausdrücken zu können... Immerhin fange ich schon an auf Englisch zu denken. Beängstigend...
Ein weiterer Kurs in Scientific Methodology beginnt morgen. Da sind wir angeblich zu acht. Ja, davon habe ich geträumt ;-) Vor allem muss ich dann hier mitten in der Nacht loslaufen. Hell wird es nämlich erst gegen 9 und dunkel ab 15 Uhr.
Der Kurs in Norwegisch beginnt leider erst im Februar. Bis dahin muss ich mich wohl gedulden (ich HASSE warten) und mich mit meinen 3 Brocken durchschlagen. Voll doof. Nur die Waschmaschinen verstehen mich, denn die sind von Miele und auf Deutsch beschriftet!