Sonntag, 14. Januar 2007

es kann nur besser werden

Hallo liebes Tages-Buch,

manchmal zweifle ich an mir selbst... Zur Zeit ist das besonders schlimm und ich mache mir ernsthaft Sorgen über meinen geistigen Zustand. Zum Glück kann ich das wenigstens darauf schieben, dass hier quasi nichts "normal" ist - nicht mal mein Verhalten oder Denken. Als vor ein paar Tagen eine Einladung vom Akademischen Auslandamt ankam für eine Auslands-Vorbereitungsveranstaltung habe ich noch gedacht: erstens seid ihr zu spät, denn ich bin schon da und zweitens will ich ja nicht eine völlig fremde Kultur eintauchen. Doch ich muss zugeben, dass ich mich da etwas geirrt habe.

Beispiel 1: Der Müllcontainer und die Mitbewohner

Um mich bei meinen Wohnraumpartnern gleich beliebt zu machen, habe ich vorbildlich den Müll mit runtergenommen. Ja, und? Ja, und dann stand ich vor den Containern und war überfordert. Man stelle sich das Ding so vor: wie ein Container für Schutt nur mit einem Deckel. Also vor allem groß und mächtig und nicht zu bezwingen, denn ich habe ihn natürlich nicht aufbekommen, weil er mit einem Schloss gesichert war. Als ich die Jungs später in der Küche traf, habe ich direkt mal gefragt. NATÜRLICH gibt es einen Trick. Nämlich eine Klappe an der Seite, die man nur aufzuschieben braucht.... Die haben vermutlich heimlich herzhaft über mich gelacht und denken jetzt erst recht, dass ich einen an der Klatsche habe. Denn Nummer 1 namens Sondre habe ich am Mo in zwei Sekunden und halb nacktnackt auf dem Flur kennen gelernt und schnell was auf Englisch zurecht gestammelt. Als ich abends Nr.2 "Michael" traf und mich vorstellte, sagte ich, dass ich Nr.1 auch schon kenne. Der stand daneben und fing erst mal an zu kichern, weil ich ihn nicht wiedererkannte...

Beipiel 2: Die Buskarte (weniger lustig)

Ich habe mir eine Monatskarte gekauft und habe diese die letzten Male im Bus immer artig dem Fahrer gezeigt wie alle anderen das auch taten. Bis mir Bruno gestern erklärte, dass man die Karte an so einen kleinen Automaten halten muss damit die Fahrt abgebucht wird. Woher soll man das wissen?

Beispiel 3: Wo ist ...? (überhaupt nicht lustig)

Ständig suche ich Dinge, die ich zehn Minuten vorher schon in die Tasche gesteckt habe und bin kurz vor'm Druchdrehen, weil es sich meist um eine Karte handelt. (Es gibt für alles Plastik: zum Waschen, als Studentenausweis, für den Bus) Dabei ist mein Zimmer wirklich nicht groß und es gibt wenig Möglichkeiten, wo sich etwas befinden kann.

Aber keine Angst, ich bin noch nicht ganz verloren, denn ab und zu habe ich auch "helle" Momente. "Ohh, du weißt wie man Pizzateig macht?" Jaaaa, weiß ich. Das ist meine leichteste Übung. So zeige ich nicht nur den Norwegern, was eine Küche ist, sondern auch den anderen Internationals was "deutsche Gastlichkeit" bedeutet. Die Welt zu Gast bei Freunden, Teil II, sozusagen. Ich bin froh, dass ich denen wenigstens nicht erklären muss, dass man auch ohne Alkohol Spaß haben kann. Damit habe ich vorweg genommen was der gestrige Programmpunkt war - nämlich Pizza backen. Wie immer war es zu viel, denn wir hatten zwei Bleche zu fünft, so dass wir heute Reste essen konnten.

Nachdem ich Anfang der Woche für meine Eierkuchen ein Mehl gekauft habe, das sehr "substanziell" wirkte und wie Sägespäne war und der Kuchen, den ich aus dem Rest machte ebenso schmeckte, habe ich aus meiner Erfahrung gelernt und ein rein-weißes Weizenmehl gekauft. Ich habe aber auch das Gefühl, dass die Brötchen und das Brot daraus gemacht werden, die ich in Ermangelung von Vollkorn-Brot gekauft habe. Ich war ganz stolz, dass ich nicht ausschließlich Weißbrot esse und auch damit den merkwürdigen Ernährungsgewohnheiten der Einheimischen trotze. Aber mal ehrlich: das schmeckt nicht wirklich und mein Magen rebelliert auch.
Leider sind die Alternativen entweder sehr weiß, sehr süß oder sehr fertig. Jetzt, da ich viel mehr mit den Augen, also anhand der Produktverpackung kaufe, fällt mir auf, wie "basic" ich mich zu Hause ernähre... Ach ja, hatte ich erwähnt, dass unsere Küche keinen Toaster hat? Hauptsache drei Bleche für den Ofen... Inzwischen habe ich aber auch eine super Schokolade mit Daim-Stückchen gefunden und beschlossen, diese zu meinem Grundnahrungsmittel zu machen ;-)

Gestern schien übrigens die Sonne (natürlich nur bis um 3) und da ich dachte, dass es dann auch "warm" ist, habe ich Bruno zu einem Spaziergang um den See bequatscht. Ich glaube, wir sind ca.2 km gelaufen. Ab da konnte ich das Gejammer "meine Füße sind so kalt" nicht mehr erstragen und musste ihm gemäß Deal in das hiesige Einkaufszentrum "CC" folgen. Der Mann ist vermutlich ein besseres Mädchen als ich: liebt shopping, isst eine Menge Dinge nicht, ist Muttis Bester usw. Aber ich will nicht lästern. Ich fand es schrecklich, er fand's toll und will sich am Mo endlich vernünftige Schuhe kaufen. Drei Kreuze! @Mutti, ich bin mit meinen Boots total zufrieden. Die sind warm und dicht und alles...

Da ich gestern bis (um) 1 den Blog-Bericht geschrieben habe (die Zeitanzeige lügt übrigens ein bisschen...), bin ich den Tag langsam angegangen. Da es von drinnen sehr dunkel, kalt und windig aussah, hatte ich vor, lieber mal meine "Post" zu bearbeiten. Denn vor allem das Bafög-Amt schreibt gern und viel ;-(
Doch ich hatte mit Barbora und Bruno vereinbart, dass wir mal den Hügel hochlaufen. Und die Beiden kannten kein Pardon. Aus diesem Grund gibt es für Euch nun wieder ein paar Winter-Bilder auf die Ihr gern neidisch sein könnt. Denn mittlerweile ist der Schnee so festgetreten, dass man relativ stressfrei darauf laufen kann und nur wenig Angst haben muss, sich auf den Rücken zu legen. Insofern: Entwarnung.

Nichts desto trotz ist es komisch, die Geschichten aus PB und von anderswo zu hören. Das Leben geht eben einfach ohne mich weiter... Und ich habe hier ein Leben, das momentan daraus besteht einen Tag nach dem anderen herumzukriegen. Ich weiß, ich bin da zu ungeduldig. Ich wollte damit auch nur sagen, dass es seltsam ist. Versteht irgendwer, was ich damit sagen will? Vermutlich habe ich einfach nur zu viel Zeit zum Denken?!

PS: Bei Bruno gibt es heute einen exklusiven Einblick in die Sanitäranlagen ;-)

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