Samstag, 20. Januar 2007

nichts für weicheier oder "the true norwegian experience"

Hoho liebe Warmduscher,

ich schreibe Euch nachdem ich den echten "Hinterwald" kennen gelernt habe, das tiefste Norwegen, das Nirgendwo. Wo es außer Wald und Schnee nur die Stille und die totale Einsamkeit gibt. Wo die Zivilisation weit, weit weg ist, das Wort Eiswasser noch wahrhaft seiner Bedeutung entspricht und glücklich ist, wer seine Hütte wiederfindet. Jaha, ich war ganz mutig und habe das Abenteuer gewagt. "Kein Strom, keine Dusche, kein Klo, kein heißes Wasser" konnten mich nicht abschrecken. Die Aussicht auf pure Natur und einen Original-Elch lockten. Außerdem war da noch die Sache mit dem Cross-Country-Skiing. Aber der Reihe nach.

Maria, eine unserer Patinnen, lud mich relativ spontan dazu ein, mit ihr und ihrem Freund in die norwegische Einöde zu fahren, genauer gesagt eine kleine Hütte ("cabin") vom Roten Kreuz. Es sollte kein romantisches Wochenende werden, weil ihr Freund arbeiten müsste (nämlich mit dem Schneejet Loipen in den Schnee fahren) und wenn ich wen wüsste, der noch mit will, soll ich nur Bescheid sagen. Letztendlich waren das Hafez, Bruno und ich und während wir noch darüber diskutierten ob wir nun zwei oder doch lieber nur eine Nacht bleiben sollten, hatte Maria für jeden von uns ein Paar Ski aufgetrieben, eine Packliste zusammengestellt und das Auto getankt. So sind wir also Fr-Abend in die Dunkelheit gefahren und hatten nur eine ungefähre Ahnung, was uns erwarten würde. Das war nicht so schlimm wie ich dachte... Nämlich eine kleine Hütte mitten im Wald und mitten im Schnee kilometerweit vom nächsten Nachbarn entfernt. Wir bekamen alle ein eigenes Zimmer mit eigenem Doppelstockbett und ohne eigene Heizung. Dafür war das Wohnzimmer behaglich warm, denn ein Generator sorgte dafür, dass wir Licht und Wärme hatten. Nur das Wasser kam eisgekühlt aus der Wand. Außerdem gab es da noch die Sache mit dem Klo. Das befand sich in einem kleinen Raum in der Garage und war eine Plumps-Konstruktion. Man musste also zuerst über den kalten Hof und aufpassen, dass man auf dem Weg nicht erfriert und dann hoffen, dass man sich keine Blasenentzündung zuzieht... Bis jetzt geht's mir noch gut!

Heute stand dann Langlauf an. Ich glaube, das letzte Mal stand ich auf Skiern als ich noch sehr sehr jung war. Für Hafez war es das erste Mal. Darum mussten wir ihm erst mal erklären, wie man die Ski-Stöcke richtig herum hält... Es lief aber insgesamt für alle ganz gut und wir hatten 'ne Menge Spaß. Wir hatten allerdings auch optimale Bedingungen, denn seit gestern schneit es eigentlich ununterbrochen und die Temperaturen bewegen sich um die -7 Grad. Das machte sich vor allem auf dem Rückweg bemerkbar, denn wir wollten noch einen Abstecher zu Marias Eltern machen. Also sind wir mit dem vollgepackten Auto noch tiefer in den Wald hineingefahren und Maria wurde nicht müde zu betonen, dass das das wahre Norwegen wäre wie es Touristen eigentlich nie zu Gesicht bekämen. Das Gefühl hatte ich in dem Moment auch, denn sobald ich dachte, dass hier nun wirklich kein Haus mehr stehen könne, tauchte wieder eins hinter den Bäumen auf. So auch das Haus ihrer Eltern. Ein kleines rotgestrichenes Holzhaus mit einem Traktor im Garten. Weil man so was in einer Gegend wo weder Touristen noch Schneefahrzeuge vorbeikommen eben hat um sich selbst zu helfen. Damit werden beispielsweise auch die Holzvorräte für den Winter herangeschafft.

"Mom" servierte uns homemade Pizza und Moltekrem (Schlagsahne mit einer speziellen skandinavischen Beerenart - zwei Löffel reichen...) und Marias Vater zeigte uns Bilder vom Nordkap. Da beide kein Englisch sprachen und sich ihr Freund aus irgendeinem Grund auch weigerte, übersetzte sie die ganze Zeit und versicherte uns, dass sich ihre Eltern sehr freuen würden Gäste zu haben. Das hatte ich auch verstanden ohne Norwegisch zu verstehen...

Langsam habe ich übrigens auch Wortfindungsstörungen und denke vor dem Einschlafen auf Englisch, und das obwohl erst Woche 2 ist - beängstigend!


Auf der Fahrt zurück nach Gjövik habe ich mein erstes Elch-Warnschild gesehen, aber leider keinen echten. Ich denke, das ist wie bei uns mit den Rehen und Hirschen?! Aber ich werde natürlich weiterhin die Augen offen halten.

1 Kommentar:

Anja hat gesagt…

Hi Elli,

spaaaaannend :o)! Freu mich zu hören, dass es Dir gut geht und du auch schon einige Mitentdecker gefunden hast.
Gute Idee, dieser Blog - und witzige Berichte. Offenbar kommt wenig oder keine Langeweile auf, was super ist. Am Ende willst Du gar nicht mehr zurück nach Paderborn. Hier verpasst du aber gerade nichts, außer den Semesterendspurt und heftige Orkane und kältere Temperaturen (vielleicht nähern wir uns denen in Norwegen).
Lass es Dir weiterhin gut gehen und mail mir mal Deine Snail-Mail-Adresse, damit ich Notproviant schicken kann :o).

Sei lieb gegrüßt von
Anja :o)