Freitag, 12. Januar 2007

...endlich online...

Hallo Ihr Daheimgebliebenen,

first of all: alles ist gut! Auch meine Laune. Noch kein Heimweh in Sicht und die Sehnsucht hält sich in Grenzen.
Ich weiß nur nicht so genau, wo ich anfangen soll zu erzählen. Am Besten ihr macht euch vielleicht ein Bild. Da ich ja aber keine Digicam habe, wird das schwierig und ihr müsst mit sprachlichen Bildern vorlieb nehmen... Aber auch das nicht ganz. Der folgende Link gehört zum blog von Bruno aus Portugal, der vor ein paar Tagen hier mit mir ankam. Ich habe ihm gesagt, wenn er auf Englisch weiterschreibt, mache ich "Werbung" für ihn ;-) Ergebnisse jedenfalls siehe: http://umportuguesnanoruega.blogspot.com
So viel zum Vorwort...

Thema 1) Das Wetter

Seit heute Nacht ist es saukalt - selbst für meine Verhältnisse. Als ich am So ankam hatte es gerade geschneit, ungefähr so viel, dass es zum Schneemann-bauen reicht. Dann hat es mehr oder weniger zwei Tage lang geregnet und (trotzdem) die Soße ist gefroren.... So viel Eis auf einen Haufen habe ich noch nie gesehen. Obwohl fast überall und immer Kies gestreut wird, kann man sich eigentlich nur mit gaaanz kleinen Schritten fortbewegen. Ich kenne dementsprechend verschiedene Wege zur Hochschule und je nach Wetterlage dauert es 20, 30 oder mehr als 45 min dort hinzukommen, denn Gjövik liegt zwar am größten Binnensee von Norwegen, aber hügelig ist es trotzdem...

Das führt mich zum Thema 2) Das Zimmer im Studentenwohnheim

...befindet sich auf'm Berg während sich das so genannte Stadtzentrum direkt unten am See befindet. Ich wohne im 5.Stock, leider mit Blick nach hinten raus und nicht zum Mjösa. Ich sitze also wie auf dem Präsentierteller, denn der Berg ist mit Häusern zugebaut :-( Aber es gibt einen Supermarkt, der alles zu haben scheint (vor allem sehr komfortable Körbchen, die man wie einen Rollkoffer hinter sich herziehen kann) und einen Waschsalon im Haus. Mein Zimmer hat die Größe einer Gefängniszelle und einen vermutlich ebensolchen grünen (!) Linoliumfußboden. So richtig zum Wohlfühlen... Die Küche, die Nasszelle und das Klo (alle fensterlos) teile ich mir mit zwei wortkargen norwegischen Jungs, die offensichtlich nur von Zigaretten leben. Im Kühlschrank haben die jedenfalls außer 6 (!) Dosen Thunfisch nichts.
Die Küchenausstattung besteht übrigens aus einer Pfanne und einem Topf, je zwei Tellern, zwei Minitassen und zwei Minigläsern, ein nicht-schneidenes Fleischermesser und so etwas ähnliches wie ein Pfannenwender. Das ist so furchtbar! Kann das jemand außer Mirjam nachvollziehen? Wie soll ich so vernünftig kochen? ICH WILL ZURÜCK IN MEINE KÜCHE!
Im Haus wohnen aber auch alle anderen internationalen Studenten. Das sind zur Zeit zwei Jungs aus Palästina, eine Tschechin und ein Slowake, ein Tiroler und besagter Portugiese. Ich glaube, wir haben schon so was eine heilige Allianz gebildet... Sie helfen wo sie können, lachen auch über die merkwürdigen Essgewohnheiten der Einheimischen (Pizza, Pizza, Pizza) und morgen wollen wir zusammen "vorglühen". Denn donnerstags ist angeblich immer Trinken im Studentenhaus ("hysett") angesagt. Wobei ich nicht weiß, wie man sich das JEDE Woche leisten kann. (Zumindest wenn ich wirklich betrunken sein will) Denn alles hier ist noch teurer als ich dachte :-(
Die Idee mit dem Rad-klauen habe ich auch zu den Akten gelegt, weil ich vermutlich selbst bei vereisten Straßen drei mal schneller zu Fuß die ganzen Berge / Hügel / Anhöhen heraufgeklettert bin...

Thema 3) Mein Briefkasten, meine Existenz

Schickt! Mir! Post! Es ist sehr deprimierend jeden Tag absolut nichts im Briefkasten zu haben. Nicht mal Rechnungen. Oder Päckchen, die für meine Mitbewohnerin sind. Ich brauche außerdem dringend Wandschmuck in Form von Postkarten sowie Waren des täglichen Gebrauchs (Tee, Schokolade, Kekse, Knuspermüsli, Gemüsebrühe, Käse, Taschentücher, Samba, Nimm2s etc.) Dafür gibt es dann im Juni zollfreien Tequila und Pitu für alle ;-)
Und falls ihr mich jemals besuchen kommt oder auch mal so ins Ausland fliegt, lasst euch zwei Dinge gesagt haben.
1. nimm nur so viele Taschen mit, wie du allein auch wirklich tragen kannst (zwei Meter zählen nicht) und die durch ein Zugabteil passen! 2. fliege keinesfalls mit Übergepäck, das wird sonst sehr sehr teuer! Ja, ich spreche aus Erfahrung!

Und für's Protokoll / die Planung: Robin besucht mich in der ersten Märzwoche. ALLEIN.

Thema 4) Die Hochschule -> www.hig.no

Man nehme ein beliebiges Dreieck: eine Ecke ist mein Heim, eine weitere Ecke die "Stadt", die dritte Ecke die Hochschule. Preisfrage: Was mache ich nach schlafen und essen prozentual am häufigsten?
Heute Mittag gab es Rentierburger... Und wenn ich daran denke, dass ein Essen, das ungefähr so wie in der Mensa Essen 1 schmeckt, umgerechnet ca. 5,80 kostet, wird mir sowieso schlecht. Aber der Cappuccino ist ganz gut und bezahlbar und die nette Atmosphäre auch inklusive. Alles ist sehr modern und überall stehen Computer sowie 1 Mio. Arbeitsplätze zur Verfügung. Ein Traum...vor allem, wenn man sich viel selbst erarbeiten soll.
Wie gesagt, die Norweger sind nicht sehr herzlich aber dafür sehr hilfsbereit. Alle werden geduzt und einen Kurs besuche ich ganz allein dieses Semester. Der Professor (?) hat nur für mich heute dementsprechend einen einstündigen Vortrag zum Thema "Electronic Publishing" gehalten und eine Kurz-Einführung in genetic algorithm gegeben. Nie davon gehört, aber nicht uninteressant. Er meinte zwar, dass ich den Informatik-Teil ignorieren soll, hat mir aber gleich eine Masterarbeit in die Hand gedrückt, die zur Hälfte aus irgendwelchem Code besteht. Jedenfalls soll es irgendwie um Design von Seiten in verschiedenen Seiten gehen. We will see. Bis nächsten Mi soll ich zwei Texte gelesen haben und ihm eine Zusammenfassung geben. Ich hoffe, leo.org hilft mir dabei ;-) Außerdem muss ich dringend mein basic-English bis dahin aufpolieren, um mich wissenschaftlich korrekt ausdrücken zu können... Immerhin fange ich schon an auf Englisch zu denken. Beängstigend...
Ein weiterer Kurs in Scientific Methodology beginnt morgen. Da sind wir angeblich zu acht. Ja, davon habe ich geträumt ;-) Vor allem muss ich dann hier mitten in der Nacht loslaufen. Hell wird es nämlich erst gegen 9 und dunkel ab 15 Uhr.
Der Kurs in Norwegisch beginnt leider erst im Februar. Bis dahin muss ich mich wohl gedulden (ich HASSE warten) und mich mit meinen 3 Brocken durchschlagen. Voll doof. Nur die Waschmaschinen verstehen mich, denn die sind von Miele und auf Deutsch beschriftet!

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