Sonntag, 28. Januar 2007

prinzessin auf dem eis

Liebe Rätselfreunde,

wie Ihr es Euch bestimmt gedacht habt, lautet die Auflösung aus dem letzten Heft: Leberwurst. Keine Ahnung, wie man auf die Idee kommt, Wurst in Dosen zu tun und dann Bildchen darauf zu malen, die in die Irre führen? Aber die Norweger neigen scheinbar dazu Dinge zu tun, die Außenstehende nicht verstehen oder sich nur schlecht erklären können.

Ich habe gestern Abend jedenfalls nicht schlecht gestaunt als mir mein Mitbewohner Michael Hilfe beim Saubermachen anbot. Nach drei Wochen konnte ich es einfach nicht mehr ertragen. Und im Hinblick darauf, dass ich erst in drei Wochen offiziell dran bin, habe ich kurzerhand zu Schrubber und Klobürste gegriffen. Wir haben also gemeinsame Sache gemacht und ich glaube, putzen verbindet. Denn als ich später Nudeln gekocht habe, setzte sich Michael zu mir und erzählte mir quasi seine ganze Lebensgeschichte. Ich sollte hier ergänzen, dass er nur Halb-Norweger ist (und Halb-Brite), was das spontane Lösen der Kommunikationsblockade eventuell verständlich macht.
Außerdem durfte ich mir ein paar Filme aus seiner privaten DVD-Sammlung aussuchen und er quatschte mir noch zwei Staffeln CSI auf. Denn als er erwähnte, dass nichts im Fernsehen laufen würde habe ich ihn natürlich ausgelacht. Jetzt muss ich mich also nicht mehr in den Schlaf rätseln und kann außerdem RTL, Vox et al Konkurrenz machen.

Das kann ich aber auch ohne das tägliche Vorabendprogramm nachzuempfinden, denn insbesondere die Gestaltung der Wochenenden erfordert ein Übermaß an Fantasie und Einsatzbereitschaft, Durchhaltewillen und Kälteresistenz. So auch heute und so viel schon mal vorweg: Ein Trainingslager ist nichts gegen uns! Da sonntags die Busse erst ab 16 Uhr fahren (leider mal wieder ein Pluspunkt für PB), bin ich heute Mittag mit Hafez in Richtung Stadt gelaufen. Während wir bei unserem 45-minütigen Fußmarsch darüber sprachen, dass die letzten Tage wettertechnisch optimalere Bedingungen boten (wir erinnern uns: es gab Sonne satt), fing es natürlich an zu schneien - und es hörte natürlich auch nicht auf!
Treffpunkt war die berühmte "fjellhall", eine in den Fels gesprengte Mehrzweckhalle mit Schwimmbecken und Eishockeyfläche, die Gjövik seit den olympischen Winterspielen in Lillehammer sein eigen nennen darf. Katharina und Vergas von unserem Patenteam haben hier auf uns gewartet und uns beim Schlittschuh-Ausleih assistiert. Dann sind wir zum "Stadion" gelaufen (!), denn dort gibt es ice for free. Das Stadion besteht aus einer kleinen Tribüne und einer Rasenfläche (z.Zt. unter Schnee), was aber viel wichtiger war ist die Fläche hinter dem Vereinshaus: ein Fußballplatz und eine Tartanbahn (wird das so geschrieben?) komplett vereist und perfekt geglättet. Was fehlte war irgend etwas an dem man sich festhalten konnte, eine Bande oder ähnliches. Aber da war einfach nichts. Ist ja klar, wer darunter am meisten leiden musste?! Ja, natürlich Hafez, der noch nie in seinem Leben auf Eis geschweige denn Schlittschuhe stand. Die Kinder haben ganz ungläubig gekuckt, weil sie wahrscheinlich noch keinen Erwachsenen gesehen haben, der so wackelig auf dem Eis steht und sich so oft in den Schnee fallen lässt. Hafez hat sich aber wacker geschlagen. Naja, und ich habe endlich mal das Bremsen geübt...

Jetzt bin ich seit kurzem wieder in meinem trauten Heim, taue auf und bin fix und fertig von diesem anstrengenden Tag. Ich glaube, so lange draußen war ich und so viel gelaufen bin ich die ganze Woche nicht! Dementsprechend werde ich heute keine großen Sprünge mehr machen und in norwegischer Manier Woche 4 ganz ruhig angehen. Gemäß deutscher Tradition vielleicht mit einem Sonntags-Krimi? Falls ich jedoch heute Nacht nicht wie ein Stein schlafe fange ich morgen damit an mir ernsthaft Sorgen zu machen.

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