Samstag, 12. Mai 2007

l'auberge norvégien

Hi Guys,

gestern setzte sich der Reigen der Abschiede fort. Wir sind mit Hafez noch mal zum Bowling gegangen und danach hat er ein letztes Mal für uns gekocht - Makarona, das sind Spaghetti mit Tomtensauce, Käse und Fleisch überbacken - und natürlich ist wie immer jede Menge übrig geblieben. Er wird zwar nach dem Sommer für ein weiteres Jahr wiederkommen um sein Masterstudium zu beenden, aber dann sind zumindest die meisten Erasmus-Studenten nicht mehr hier. Ich habe ihm ein Buch mit Grimms Märchen auf Englisch geschenkt, weil er die so gern mochte und ihn natürlich nach Deutschland eingeladen. Er meinte, ich müsste ihm nur Falaffel (was ein arabisches Gericht ist) vorsetzen, dann würde er sofort kommen ;-)
Hatte ich erwähnt, dass er Deutsch in der Schule gelernt hat? Diesbezügliche Versuche haben insbesondere in letzter Zeit sehr zur allgemeinen (Steffen, Katharina und meiner) Erheiterung beigetragen. Auch die Küche im 7. Stock wird ihn und seine Kochorgien vermissen. Angeblich hat Debora jede Menge Reis hinter dem Ofen gefunden... Zwar kann ich mir denken, wie sehr er sich nach einem Jahr Trennung auf Frau und Kind freut, aber vermissen werden wir ihn und seine Eigenheiten hier trotzdem. Irgendwie traurig war der Abend deshalb auf jeden Fall und ich habe mich ein mal mehr wie Xavier in L'Auberge Espagnole gefühlt. Wer weiß, ob man sich jemals wieder sieht?


Übrigens habe ich heute in der ZEIT, die ich mir gestern im CC gekauft habe, gelesen, dass deutsche Studenten zu wenig ins Ausland gehen. Laut einer Studie des Hochschul-Informations-Systems (HIS) im Auftrag des DAAD sind es nur 23 Prozent. Bei jedem Zweiten scheitert es am Geld, aber auch "Zeitverlust" wird als Grund angegeben. Der Autor nennt das "Karriere-Zwickmühle", einerseits würden viele gerne, andererseits haben sie in Zeiten von Studiengebühren zu wenig Geld und zu wenig Zeit um das Vorhaben tatsächlich zu realisieren. Mag sein, dass der fachliche "Ertrag" eines Auslandssemesters nicht gerade riesig ist und Erasmus-Studenten dafür berühmt sind, gern und viel zu feiern (siehe L'Auberge Espagnol), aber lohnen tut es sich trotzdem. Sei es um die Kultur der anderen Austauschstudenten kennen zu lernen oder einfach mal auf völlig eigenen Beinen zu stehen.
Dennoch heißt "Erasmus" nicht, sich sorgenfrei eine schöne Zeit im Ausland machen zu können. Das habe ich auch in den Fragebogen zum Erasmus-Programm reingeschrieben. Organisatorisch sowie finanziell steht man mehr oder weniger allein da und muss sehen, wo man bleibt. Da frage ich mich mal wieder, wie Deutschland und sein Bildungssystem jemals den Anschluss kriegen will, ob das überhaupt möglich ist oder Auswandern doch die bessere Alternative sein könnte, die europäische Erfahrung zu verwerten.

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