Montag, 2. April 2007

man lernt nie aus

Sehr geehrte Besserwisser,

kann mir einer von Euch erklären, was ein "Moccacino" ist? (Werner, falls du das liest: Du zählst nicht!) Um es vorweg zu nehmen: Ich weiß es jetzt auch -> die Sache entwickelt sich zu einer echten "Bildungsreise".
So langsam habe ich aber auch das Gefühl, dass hier nichts ist wie es scheint. Oder anders gesagt: man bekommt Dinge, unter denen man sich was anderes vorgestellt hat. Oder noch anders gesagt: Im europäischen Ausland (Italien) werden die anders gemacht.

Und das kam so:
Ich wollte eines schönen Abends, nämlich am Freitag, einen Latte Macchiato im Cafe´Chaplin trinken, wo ich mit den anderen Mädels nach vielem Hin und Her gelandet bin. Der ursprüngliche Plan (von Jean-Baptiste, der sich dann lieber schlafen legte) war, zu einem Konzert in einem Pub im Zentrum zu gehen. Als wir am Eingang aber erfuhren, dass der Eintritt 120 KR (15 €) kosten würde, haben wir das ganz schnell abgewählt und uns für einen "Drink" entschieden. Ich entschied für mich, einen weiteren Kaffee zu mir zu nehmen um nicht vor Müdigkeit vom Sessel zu fallen. Denn für das "Animationsprogramm" in Form einer Disko im selben Etablissement waren wir zu früh dran und alle Anderen gähnten, weil sie am Abend vorher schon "raus" waren.

Also bestellte ich auf Norwegisch einen "Macchiato", weil ich dachte die hätten auf der Karte nur das "Latte" vergessen. Dann ging die Fragerei los. Darauf war ich natürlich nicht vorbereitet - im Norwegisch-Kurs habe ich immer gleich das bekommen, was ich geordert hatte - ohne Nachfragen. Also wechselte ich unauffällig ins Englische und die Frau hinter'm Tresen wedelte plötzlich mit einer Espresso-Tasse. Neijjn, ich mag doch keinen Espresso pur. Also beschrieb ich ihr was ich eigentlich wollte: Milch, Milchschaum, Espresso.
Und sie meinte: "jaja, so ähnlich" und fragte, ob ich auch Schokolade rein haben will.
What? Wie wollte sie das alles in diese Mini-Tasse bekommen? Also ging ich in die Offensive: "Ich hätte gern das, was ihr in den großen Gläser serviert."
"Ahh, also einen Moccacino?"
"Hmm, ja, wenn ihr das so nennt. (Ich lern ja gern dazu...)." Dann fragte sie, ob ich weiße oder dunkle Schokolade haben will.
What? Na gut: "Weiße." Warum auch nicht öfter mal was Neues? Es ist ja schließlich langweilig immer das selbe zu trinken. Und Hafez meinte erst jüngst im Rahmen einer anderen Diskussion, dass Veränderungen gut wären. Im Zweifelsfall kann man sie ja auch rückgängig machen. Ach ja? Wie schon gesagt, man lernt hier für's Leben!
Aber zurück zu meinem - wie sich herausstellte - köstlichen Getränk. Das war im Endeffekt flüssige weiße Schokolade, Milch, Milchschaum, Espresso und einfach lecka. (Werner, falls du das liest: So werde ich nie zur Espresso-pur-Trinkerin und total verweichlicht zurück kommen...) Ich habe dann außerdem und wieder auf Norwegisch um ein Glas Wasser gebeten, das bekommt man nämlich überall kostenlos und ist wirklich gut. Wir haben an der Uni zum Beispiel auch so eine Art "Trinkbrunnen" oder besser gesagt eine Art Wasserhahn-Station, wo man sich immer ein Glas Leitungswasser zum Essen oder auch so nebenbei holen kann.
Der Abend endete schließlich wie er angefangen hatte: kurz und schmerzlos. Da nämlich alle anderen Mädels schlaff in ihren Sesseln hingen und es inzwischen kurz vor 11 war, aber ein Start der Tanzveranstaltung im Basement nicht abzusehen war, entschieden wir uns, den letzten Bus nach Hause zu nehmen um nicht noch einmal 45 min umsonst laufen zu müssen...

Samstag und Sonntag gestalteten sich auch sehr entspannt. Ich habe einen riesiges "Osterbrot" aus Hefeteig gebacken und Hafez und Debora gestern zum Osterfrühstückprobelauf eingeladen. Und natürlich sind wir dabei thematisch von Hölzchen auf Stöckchen gekommen: Von Osterbräuchen zu Weihnachten und Feiertagen generell sowie der Anzahl der Urlaubstage, die ein Arbeitnehmer im jeweiligen Land hat. Dabei haben wir festgestellt, dass die Italiener anscheinend leben um zu arbeiten, denn die Behörde, in der Debora arbeitet, hat auch samstags auf und ihr Vater arbeitet ebenfalls am WE. Außerdem sind die Läden rund um die Uhr geöffnet, wie uns ihr Freund bewies, der sie am Sonntag-Nachmittag aus dem "commercial center" anrief. Und während sich hier alle für die Feiertagen mit Unmengen Vorrat (an Pizza) für die Feiertage eindecken wollen, weil wegen Ostern Donnerstag und Freitag sowie Sonntag und Montag alles zu hat, sieht Debora das ganz entspannt, weil sie am Mittwoch nach Milano fliegt.

Überhaupt sind so gut wie alle ausgeflogen. Zumindest alle Norweger. Inklusive meiner Mitbewohner. Der Parkplatz ist total leer, im Haus eine ungewohnte Stille und auf den Straßen ist auch so gut wie niemand unterwegs. Die Norweger fahren zu Ostern gewöhnlich in ihre Hütten um noch mal ordentlich Ski zu fahren, d.h. während der Ferien geht hier eigentlich gar nichts... Das betrifft auch die Uni. Die Kantine hat noch heute und morgen auf, d.h. ich werde diese beiden Tage dort an meiner Hausarbeit schreiben und ab Mittwoch (wieder) meinen eigenen Kaffee kochen und zusehen, dass ich nicht in meinem Zimmer verrotte.
Ganz tröstlich ist, dass vielen von den anderen Internationals auch hier bleiben und wir uns wieder gegenseitig über die kritischen Tage hinwegtrösten können. Aber eigentlich habe ich auch genug zu tun bzw. zu schreiben, so dass es vielleicht auch nicht so schlecht ist, wenn etwas weniger "Programm" ansteht. In zwei Wochen fahren wir auch schon nach Bergen und dann ist es nicht mehr lang bis zum Ende des Monats und der Besucherinvasion :-)

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